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Wenn Kicker-Pleiten mehr Schlagzeilen liefern als klassische Topleistungen

Ich weiß, ich weiß, Fußball ist natürlich der populäre Volkssport, bei dem jeder oder jede mitreden, mitjubeln oder mitschimpfen kann, was ja angesichts der peinlichen Auftritte von Rapid in Vaduz oder von Austria gegen Fenerbahce durchaus verständlich klingt. Aber selbst blamable Unentschieden beim Fußballzwerg in Liechtenstein oder klare Niederlage gegen Türken, kurzum: die verdiente schlechte Nachred´ verschlingt mehr Platz und hat mehr mediale Präsenz als die Fülle an Topleistungen in klassischen Weltsportarten, die seit Tagen in Rom von den Schwimmsportlern wie in München von Leichtathleten, Tischtennisspielern, Turnern wie Kanuten trotz manch Enttäuschung fast am Fließband geliefert werden. Lassen wir einmal Spekulationen beiseite, wozu ein Felix Auböck fähig hätte sein können, hätte ihm nicht Corona in der Vorbereitung einen Strich durch manch Rechnung gemacht.

Sechs Medaillen in Rom, das hat Wellen geschlagen, aber diese Wogen des Erfolges setzen sich an den alten olympischen Wettkampfstätten in München bei den Mehrfach-Europameisterschaften fort. Zum Beispiel mit Klettermaxe Schubert, dessen Freund Uznik und  Jessica Pilz, der schon in ganz jungen Jahren eingebürgerten Tischtenniskanone (darf man das noch schreiben?) Sofia Polcanova, die mit der Rumänin Bernadette Szocs ihre aller erste Goldmedaille holte. Oder mit den Pingpong-Evergreens Gardos und Habesohn, die noch einmal Silber gewannen, erst im Endspiel gestoppt von den schwedischen Weltmeistern.

Dass Diskushüne Weißhaidinger immer wieder für weite und große Würfe gut ist, hat er ja seit Jahren ebenso bewiesen wie der weit weniger ins Licht gerückte Turner Vinzenz Höck, der erste Herr der Ringe aus Österreicher, der in der Neuzeit jemals Medaillen gewinnen konnte – und in München als Vorkampfdritter seine Extraklasse mit einer fehlerlosen Darbietung samt toller Note (14,88) ebenso unterstrich wie seine Anwartschaft auf eine weitere Medaille nach Universiade, EM und Weltcup, lauter Pionierleistungen.

Von Polcanova und Habesohn (Mitte) über Höck bis zum Jungspund Maurer gibt´s von Gold bis Finals viel Gutes.

Alle die jetzt genannten sind ja schon bekannte, wenn auch oft unterschätzte Größen des heimischen Sports – mit seiner ersten Qualifikation für ein EM-Finale im Kajak-Einer-Sprint (500m) und dem tollen 5. Platz, dazu B-Finale über 1000m eröffnete der erst 21jährige Paddler Timon Maurer aus St. Andrä-Wördern sich selbst und dem vor allem bei den Männern seit Jahren dahindümpelnden Kanusport endlich neue Perspektiven. Gemessen an der Langlebigkeit der Spitzenleute ist der in der Kuchelau, aber auch in Ungarn mehrmals mit Vize-Europameister Adam Varga  trainierende Timon noch ein ganz junger Hupfer, der das Zeug dazu hat, die Schlagzahl sukzessive zu erhöhen. Alles SportlerInnen, die es wert wären, dass sie auch aus dem Schatten des Fußballs wie des Skilaufs hervorgeholt und in den Mittelpunkt gestellt werden. Medaillen, aber auch Finalplätze  sollten, nein: müssen zumindest solche Schlagzeilen wert sein wie ganze Blamagen und halbe Pleiten.

 

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