Ich weiß, ich weiß, man wird mich wieder als einen Negativisten, Beckmesser, Störenfried oder eine Kassandra hinstellen, wenn nicht verdammen, weil ich mir erlaube, von diversen Verbänden gewünschte bis über Mittelsmänner inszenierte Halbwahrheiten ins Visier zu nehmen. Mein alter Tennisfreund Hans Kary, der aus privaten Gründen im Ausland und quasi nicht am Ball gewesen war, ließ mich fast euphorisch wissen, dass er gelesen habe, dass Lucas Miedler das Doppel in Madrid gewonnen hätte.
Wäre ja zu schön gewesen, um wahr zu sein, ist aber leider nur die halbe Wahrheit. Der Schauplatz Madrid hat zwar gestimmt, das Turnier aber war kein Masters 1000, dessen Geburtshelfer und Taufpate der einstige Kary-Gegner Ion Tiriac gewesen war, sondern einer von vielen Challenger-Events zur gleichen Zeit rund um den Globus.
Für Sieges-Schlagzeilen wieder sorgen die Eishockey-Amazonen, von denen über einen klaren WM-Sieg nach dem anderen voll Stolz berichtet wird, was den (trügerischen) Eindruck weckt, als wäre Rotweißrot unterwegs zur Weltspitze. Leider ein kleiner, bewusst erzeugter Irrtum, weil die Ösi-Frauen keineswegs in der Beletage um Titel oder Medaillen spielen, vielmehr um den Aufstieg in die erste Division, also andere Baustelle, aber gleiches Verschweigen der zweitklassigen sportlichen Wahrheit.
Da es dieser Beispiele noch viel mehr gibt, sei noch auf auf die nicht nur digitalen Jubelberichte über den Linz-Marathon verwiesen, der dem Vienna City Marathon binnen kurzer Zeit (durchaus diskutabler Termin!) buchstäblich auf dem Fuß folgte. Während Afrikaner: Innen mit tollen Männer-Leistungen oder Frauen-Streckenrekorden (Kitaima, 2:24,58) für Furore sorgten, wurden die bei diesem Lauf gekürten ÖLV-Meister: Innen fast in den Himmel gehoben.
Und das, obwohl die Siegerzeiten der Frau Stöckl-Moser (2:46,58/nur ein Trio unter drei Stunden!) und des Ex-Polizisten Mario Bauernfeind (2:23,44) das Niveau besserer Hobbyläufer hatten – oder so schnell/langsam waren wie der legendäre Dolfi Gruber vor gut 60 Jahren beim Chiswick-Marathon (GB). Was natürlich für die tolle Entwicklung auf breiter Front spricht, die von professionellen Schönfärbern quer durch Verbände verkauft wird, nicht wahr…
Und dann lese ich etwa zu meiner Verwunderung, dass die Fußball-Nationalspieler seit Jahren unter der chaotischen Führung der alten wie neuen ÖFB-Spitze leiden würden. Der nächste Unsinn, der nicht einmal der Halbwahrheit genüge tut, bitte vielmals. Bei Durchsicht der Fakten und Daten müsste jeder halbwegs objektive Journalist merken, dass es sich beim ÖFB-Nationalteam mit ganz wenigen Ausnahmen um eine Legionärstruppe handelt, auf die Cerband im Gegensatz zu Franz Hasils Feyenoord-Happel-Zeiten dank UEFA/Fifa-Regeln zurückgreifen und Termine, Reisen und Trainingscamps so ähnlich organisieren kann wie das ÖOC für Olympiasportler versucht, die Rahmenbedingungen zu optimieren.
Ich kann mich nicht erinnern, dass sich David Alaba als verlängerter Teamchef-Arm jemals über hartes Lager oder Billigflüge um drei Ecken beschweren hat müssen, oder? Alle waren, Chaos hin, Apparatschiks her, stets zur rechten Zeit am rechten Ort, ohne dass sie selbst die Grenzen eines Euro-Achtelfinales gesprengt oder eine WM-Qualifikation geschafft hätten. Macht des Schicksals wie bei all anderen Halbwahrheiten oder Fake News, die genannt wurden – und die heute in einer Thiem-Comeback-Story von besonderer Chuzpe gipfelten. Wer sich näher informierte, der hat erfahren, dass Dominic aus reiner Gefälligkeit, versteht sich, als Stargast nicht zum Racket griff, sondern zu einer Münze, um sie vor dem Match zweier anderer aufzuwerfen. Da kann man nur noch hoffen, dass echter Sportjournalismus ehebaldigst sein Comeback feiert…