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Leere Stadion, aber laute Platzsprecher

Es scheint, als würden die verdammten Corona-Zeiten den Beweis für den Spruch liefern, der da heißt: Es gibt nichts, was es nicht gibt! Gespenstisch genug, dass man als TV-Zuschauer in den so gut wie menschenleeren, meist riesigen Stadien nichts anderes hört als Zurufe von Spielern wie Trainern – oder auch Pfiffe der Schiedsrichter statt Pfeifkonzerte oder Beifallstürme der Fans. Noch gespenstischer wird´s dann aber, wenn – wie zuletzt beim Sieg der Deutschen gegen die halbe Ukraine-Reserve in der Red-Bull-Arena von Leipzig voll Ver- statt Bewunderung als TV-Konsument  erlebt – ein Platzsprecher per Megaphon dem abwesenden Publikum lauthals verkündet: „Tor für Deutschland – 3:1, Torschütze …. Timo … Werner!“ Alles mit gemessenen Pausen samt Unterton, der geradezu darauf lauert, dass Fans wie im Normalfall den Namen des Nicht-mehr-RB-Leipzig-Torjägers und Publikumslieblings skandieren. Wie ein Schrei ins Niemandsland. Ein lauter Ausruf ohne Echo. Aber letztlich nichts als vergebliche Liebesmüh. Halt eine der zahlreichen Blüten, die Corona treibt. Und unterm Strich sinn-, aber vergleichsweise auch harmlos.

Auswüchse der anderen Art gewissermaßen, die zu einer Zeit passen, in der alles Dagewesene quasi auf den Kopf gestellt – oder ins Gegenteil verkehrt wird. Wie bei der Bandenwerbung in Leipzig, die wie die Faust aufs Aug derer passte, die sich da auf dem grünen Rasen ein Nations-League-Geisterspiel lieferten. Wären die Protagonisten keine Fußballprofis gewesen, die damit ihr Geld verdienen, dann hätten sie ja im deutschen Lockdown gar nicht spielen dürfen. Was aber plakatierte die Bandenwerbung nichtsdestotrotz im Stadion des hochprofessionellen Red-Bull-Bundesligisten und Champions-League-Teams: Fußball – Heimat der Amateure!!!

Ja, Sachen gibt´s, die kann´s eigentlich gar nicht geben. Ich bin schon gespannt, was sich die PR-Giganten alles ausdenken, um uns in der seit Monaten angekündigten neuen Normalität zu überraschen. Schade nur, dass es in diesen vordem nie geahnten Corona-Zeiten keine Kabarettisten mehr vom Schlage eines  Qualtinger, Bronner, Merz, Wehle und Konsorten gibt, die sich ihren satirisch-witzige, zynischen Reim auf mitunter unglaublich Ungereimtes machen würden. Andere Zeiten, andere Sitten. Oder Misfits.

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