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Wie aus Ersten Letzte werden – und umgekehrt

Die Ersten werden die Letzten, die Letzten die Ersten sein. Ein Bibel-Zitat, wie wir alle wissen, hier aber geht´s quasi um eine Sport-Fibel. Wer, mit Verlaub, hätte bis Mitte der 90er-Jahre je gedacht, dass aus (pseudo-)kroatischen Nachzüglern jemals eine goldene Kostelic-Dynastie schlüpfen könnte, die den Weltcup beherrscht? Und wer hätte erwartet, dass dem Familienunternehmen andere Top-Kroaten folgen könnten? Ehrlich gesagt, höchstens eine Handvoll bestens informierten Insidern! Und doch zieht inzwischen ein Filip Zubcic seine Siegesspuren in den Schnee, während die vor und während der Hirscher-Ära sieggewohnten rotweißroten Nicht-mehr-Pistenartisten zumindest im Riesenslalom auf der Kriechspur daherschleichen. Keine Eintagsfliege mehr, ganz abgesehen davon, dass mehr junge, hungrige Kroaten in den Startlöchern scharren als ÖSV-Topstars in spe …

Szenenwechsel. Auch wenn´s in gegenständlichen Fällen nur Momentaufnahmen sind, so wurde Samstag die größere wie kleinere Fußballwelt auf den Kopf gestellt. Kaum hatte der FC Barcelona in der Champions League die weiße Weste bewahrt, gab´s in der Primera Division bei einem mehr oder weniger Kleinhäusler wie Cadiz eine über die Rübe. Und kaum haben wir hierzulande die Salzburger nach dem Moskau-Triumph fast schon in den (Achtelfinal-)Himmel gehoben, packte ausgerechnet jene Admira, die davor fünf Matches ensuite verloren hatte, sich selbst überschätzende Bullen bei den Hörnern. Nicht der Letzte, sondern einer der Ersten, der sich bei der Nase nehmen sollte, müsste dabei der ungarische Primgeiger Szoboszlai sein, dem Lobeshymnen und Transferspekulationen offensichtlich den Kopf so schnell verdreht haben, dass die Beine nicht mehr folgen wollen/können.

Auch wenn es nicht unbedingt so sein muss, so ist´s doch des Öfteren der Fall, dass Geld und die Aussicht, davon einen Batzen zu kassieren, den Charakter verderben. Und wenn auch meine persönliche Meinung, was den Skinachwuchs betrifft, im ÖSV eher auf wenig Gegenliebe bis taube Ohren stößt – ich bleib´ dabei, dass Starlets in spe nach einigen Top-Resultaten auf erster, zweiter oder dritter Ebene lokal bis überregional viel zu früh, zu voreilig und zu großzügig gefördert, nein: verwöhnt werden.  Die Hürden, die man ihnen wegräumt, die bauen sich nämlich später fast unüberwindbar auf – mit siegeshungrigerer Konkurrenz!

Es wäre zwar ebenso voreilig bis falsch, wenn man von Maden im Speck spricht, nicht zu leugnen aber bleibt das Faktum, dass sich im langsam Nicht-mehr-Nummer-1-Skiland mehr sogenannte „Wunderkinder“ auf dem Weg nach oben vertschüssen als sich bis zur Spitze durchzukämpfen. Und anders als im Fußball gibt´s keine Migranten-Kinder, die die immer größeren Lücken füllen. Also bleibt zu hoffen, dass ein Adrian Pertl zur Ausnahme von der Regel wird, dass uns langsam die Talente ausgehen. Das muss gesagt werden und geschrieben sein, bevor´s zu spät ist. Auch wenn die schwarz auf weiß in Resultaten dokumentierte Wahrheit natürlich schmerzt.

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