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Bormio: Hetzjagd zum Rennstress statt Weihnachtsruhe für Skistars

Weihnachtsfriede im alpinen Skiweltcup? Mitnichten! Schon heute, am Stefani-Tag, also keine 48 Stunden nach dem Heiligen Abend, ging es wieder los mit dem ersten von zwei Trainingsabfahrten auf der selektiven Stelvio-Piste in Bormio! Wer weiß, wo dieser zweimalige WM-Ort jenseits des (gesperrten) Stilfser Joches liegt, der kennt auch die weiten oder zumindest doch mitunter schwierigen Wege, die dorthin führen.

Andersrum gesagt: Alle Speed-Fahrer oder Allrounder wie die Weltcup-Rivalen Odermatt und Schwarz mussten schon am Christtag aufbrechen, um zeitgerecht ins Valle Valtellina zu kommen, die meisten über den Ofen-Pass via Engadin, andere vom Süden her über den Passo Tonale und Aprica. Man könnte es auch Weihnachts-Rallye auf vier Rädern und ein Paar Ski unter den Füßen nennen. Immerhin ist´s  vor der Talfahrt mit den Kunststoff-Bretteln zu keinen Ausrutschern gekommen bei dieser speziellen Form von Sonderprüfungen gekommen…

Wenn ich mich recht erinnere, so war bis vorm wenigen Jahren der Spielraum zwischen Heiligen Abend und dem Bormio-Training um einen Tag oder 24 Stunden größer gewesen, weil das, später die Rennen am 29./30. Dezember angesetzt waren, was aber den Tourismus-Granden und Hotel-Bossen des Silvester-Geschäfts wegen nicht so recht in den Kram gepasst hat. Und so müssen halt die rasenden Marionetten als Werbetrommler früher antanzen, damit sie die Unterkünfte für das betuchte vornehmlich Mailänder (Gäste)-Publikum nicht länger blockieren, wo käme man da sonst hin, nicht wahr … Und mit dem Fernsehen muss auch alles abgestimmt sein, was den Stelvio-Klassiker betrifft, der aber im Vergleich zu Kitzbühel, Wengen, Garmisch, Val d´Isere, Gröden bei allem Respekt eine Weltcup-Spätgeburt (Premiere 1993/94) ist…

Mit den Lienz- oder alternierend Semmering-Damenrennen an den gleichen Dezember-Tagen ist das, sollte es Einwände geben, natürlich nicht vergleichbar. Vor Riesenslalom und Slalom gibt´s schließlich keine Trainingsläufe, wenn überhaupt, dann eine sogenannte Hangbefahrung am Vortag, die oft genug schon abgesagt wurde. Und Lienz oder gar Semmering und nahe Umgebung liegen ganz sicher nicht so aus der Welt wie das idyllische Bormio zu Füßen des Stilfser Jochs und des Ortlers (3905 m), sondern sind weit einfacher zu erreichen, jedenfalls ohne Weihnachtsstress, Zeitnot und Erfolgsdruck. Sogar relativ einfach per Bahn…

Niemand will den Teufel an die Wand malen, aber gerade die Räson sollte es gebieten, dass die Vernünftigen in der FIS einmal darüber nachdenken, was man wann, wo und warum den Sportlern – und die sind schließlich ihr wichtigsten Kapital (!)– zumuten kann oder eigentlich nicht dürfte. Wie ich als Altgedienter das aber  sehe, so wird nichts geschehen, solange bei der Hetzjagd des ganz normalen Wahnsinns nichts passiert. Aber Gnade Gott, das Schicksal schlägt einmal zu, dann … nein, wir wollen lieber nichts verschreien, aber doch laut davor warnen, die Rennläufer mit einem völlig unnötigen Stress wie Renntiere zu betrachten, wenn nicht zu behandeln!

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