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Wolfi Steinmayr 80. Vom Koch zum Bergkönig und Gipfelstürmer im Geschäft

Es gilt wieder einmal einen runden Geburtstag, sprich den 80er eines Sportlers zu feiern, der sozusagen aus der Küche kam, aber nie kleine Brötchen backte, sondern immer nur Großes servierte. Da er sich seit Jahren abseits vom inneren Innsbrucker Kreis mehr oder weniger aus der medialen Öffentlichkeit zurückgezogen hat, ist er jüngeren Semestern kein oder kaum ein Begriff mehr. Dabei hat sich der kleine, drahtige Wolfgang Steinmayr in den 70er-Jahren einen über die heimischen Grenzen hinaus tollen Namen in der Radsportszene gemacht – nicht nur jener der damals von den Profis streng getrennten Amateure, denen er letztlich treu blieb, obschon große Teams den „Klettermaxe“ aus Tirol gern in ihren Reihen gehabt hätten. 

Kein Wunder angesichts der vielen Erfolge des Pedalritters auf dem Rennrad, das zu seinen Zeiten zwar kein plumpes Stahlross mehr war, aber auch noch keine Hi-Tech-Maschine wie heutzutage. Wie auch immer: Steinmayr kam, sah und siegte nicht nur vier Mal bei der Österreich-Rundfahrt, er kletterte mehrmals das Hochtor hinauf zum Glocknerkönig, zweimal radelte er in der Tour de l´Avenir künftiger Tour-de-France-Granden auf Platz zwei und über den Galibier und andere Riesen ins Trikot des King of the Mountains, um schließlich bei einem damaligen Klassiker wie „Quer durch Lausanne“ sogar schneller zu radeln als Eddy Merckx, die wohl größte Radlegende aller Zeiten.

All das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen, auch wenn´s danach noch einige Nachfolger gab und gibt, die jene Profikarriere machten, auf die der nicht nur im Rennsattel, sondern auch im Leben danach gesättelte Steinmayr ebenso verzichtet hatte wie sein treuer, leider heuer verstorbener Teamkollege und Freund Rudi Mitteregger (Bild links im Anstieg). Ob und welche Rolle sein sportlicher Ziehvater Franz Kneissl, in Tirol bestens vernetzter Ski-Patriarch, dabei damals gespielt hat, weiß ich nicht mehr.

Dafür aber weiß ich, dass sich das schlaue, wissbegierige, lernwillige Bürschlein Steinmayr schnell emanzipiert und sich Tritt auf Tritt mit höchster Frequenz, aber auch kalkuliertem Risiko auf eigene, kräftige Beine stellte – als erfolgreicher Versicherungsmakler und Vermögensberater, der auch an seinem eigenen arbeitete. Nicht mehr als kleine Radsportgröße, sondern als Geschäftsmann und Businesspartner sprach es sich in der Branche herum, dass er eine Bank geworden war, auf die man getrost setzen konnte. Und so kletterte Wolfi wieder ganz nach oben, blieb aber, was persönliche Freundschaften betrifft, darunter meine mehr als ein halbes Jahrhundert währende, auch als wohlbestallter Kommerzienrat am Boden.

Cleverness, Seriosität, Verlässlichkeit wurden Wahlverwandte seiner Prinzipien, die Wolfi auch zum Versicherungspartner des ÖSV für dessen wichtigste Rennen und größte Events machte. Inzwischen hat Steinmayr nicht nur gesundheitliche und private Turbulenzen hinter sich gelassen, sondern das unter ihm gewachsene Firmenkind seinem Sohn übergeben, um den möglichst langen Lebensabend in vollen Zügen genießen zu können. Immer noch oder schon wieder auf dem Rad auch in Bergen, in denen er König war, mitunter am Lago di Garda oder dort, woher er kam und wo er mit Seinesgleichen in Hall bei Innsbruck den 80er feiert. Ad multos annos, lieber (mehr als) Sport- Freund, der einst für mich einen Orden der Republik beantragt hat. Ich kann nur hoffen, dass er alle Ehren auch bekommen hat. Verdient hätte er des sich mit dem Weg vom Koch am eigenen Herd zum Rad-König und Versicherungs-Kaiser…

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