Zu Zeiten, da ich als „Presse-Sportchef“ noch als freier ORF-Mitarbeiter gegen gutes Geld, das sei betont, diverse Beiträge liefern durfte, da konnte ich bei den damaligen Sportsachverständigen auch den Volksbanken-Wintercup für die Schwimmer: Innen im Fernsehen unterbringen. Ja, das waren noch Zeiten, als es noch gar kein ORF-TV-Sport+ gab, aber trotzdem teils live, zumindest aber umfassend in Bild und Wort von österreichischen Meisterschaften in klassischen olympischen Disziplinen berichtet wurde – so viel und so gut, dass die Seher/Hörer nicht nur ein halbes Dutzend an Sportler: Innen kannten, sondern viele Namen abseits von Ski und Fußball ein Begriff waren, wie immer diese (meist) Olympiasportler hießen.
Natürlich haben sich die Zeiten geändert, nichtsdestotrotz aber ist Olympia immer noch die Nummer 1 neben der Fußball-WM und einer Formel 1, wo man sich nur wundern kann, warum sie mit Millionenaufwand neben dem mit Eigeninteressen involvierten, bulligen Servus-Sender stundenlang übertragen, wiederholt und auch skandalisiert wird, obschon es im einschlägigen Zirkus zwar heimische Team-Manager und Ratgebern gibt, aber kein einziger österreichischer Pilot als Rindt-, Lauda- und Berger-Nachfolger von März bis inzwischen Dezember im teuren Kreis fährt, der angesichts der hohen Energiekosten und der tiefen Speed-Limits für Jedermann/Frau sowieso langsam kontroversiellem Anachronismus gleichkommt. .
Mir ist schon klar, dass es Verträge gibt, die eingehalten werden müssen, aber ganz sicher, wenn sie mich fragen, auch aktueller Realität angepasst werden könnten. Das gilt auch für jene mit dem ÖSV, in dem – lassen wir einmal Streif- und andere Klassiker weg – sich die Einschaltziffern angesichts schwächelnder rotweißroter Alpin-Artisten sicher von höchsten Höhen in tiefe Niederungen bewegt haben, zumindest höre ich immer wieder von Ski- und Sportfreaks, dass sie sich die permanenten Ausreden für fehlende Alpinerfolge, bis vor kurzem noch sportliche Leuchttürme, um ein Modewort zu verwenden, nicht mehr anhören wollen. Und das sind keine Einzelfälle!
Da vor allem der alpine Skisport immer noch ORF-Priorität genießt, müssen sich die weit erfolgreicheren, an allen Orten siegreichen Rodler fast immer mit dem Zweitkanal begnügen, dessen Plus im Konkurrenzkampf mit dem Einser eher ein Minus ist, weil ebendort des Öfteren auch pseudosportliche Sendungen wie Yoga und anderes (In) Diskutables dominieren. Beim heutigen Blick in den ORF-Teletext etwa hab´ ich zwar zwei Seiten mit allem Drum und Dran über die Darts-WM in Pub-Ambiente mit skurrilen (Irokesen-) Figuren und dem jüngsten, mehr als rundlichen Teenager-Weltmeister Luke Littler entdeckt, gegen den der in Hawaii auf Platz 15 gelandete Weltklassegolfer Sepp Straka ein Schmalhans ist, aber zum Beispiel keine Silbe oder auch nur ein Resultat über den am Sonntag beendeten Hallenhockey-Rohrmax-Cup in Wien. Und das, obschon das Staats-TV beim Finalsieg der weltmeisterlichen Österreicher gegen Polen mittendrin war. Warum Entscheidungsträger so ticken, ist mir ein Rätsel…
Ja, in Zeiten wie diesen, in denen Fun-Sport dem echten Bewegungssport (Laufen, Schwimmen, Springen, Radeln, Rudern etc.) immer mehr den Rang abläuft, darf man sich nicht wundern, wenn die Österreicher: Innen in klassischen Disziplinen von wenigen Ausnahmen abgesehen entweder dahindümpeln oder sich gar schon in der Kriechspur der Erfolge, des öffentlichen Interesses und der televisionären Wahrnehmung befinden.
Jetzt bin ich neugierig, ob sich das in einer neuen Koalitionsregierung zumindest ansatzweise ändert. Dazu aber wär´s wohl nötig, dass die Politiker: Innen endlich erkennen, dass Sport weder schönste Nebensache der Welt noch Mord ist, sondern eine enorm wichtige Funktion als präventiver Gesundheitsfaktor für die breite Masse und speziell Jugend besitzt. Und darum auch eine eigene Instanz braucht und kein parapolitisches Anhängsel sein darf, um Gesinnungsgenossen und Parteifreunde zu bedienen. In diesem Sinne kann man sich nur wünschen, dass die eine oder andere Abfertigung von zeitgeistigen, aber sportfremden Quereinsteigern die beste Investition in einen Neustart wäre. Gerade jetzt, da 2025 begonnen hat – und Schluss ist mit ungesunden Zuckerln.