Kaum hatte der umnebelte, teils verregnete, verkürzte Flutlicht-Riesenslalom in Schladming begonnen, da hatte sich andernorts an anderer sportlicher Baustelle, auch wenn sie Design-Center (Linz) heißt, die trainingsfleißige immer-noch-rekonvaleszente Julia Grabher beim Upper Austria Ladies Open in etwas mehr als einer Stunde gegen die Russin Potapova sang- und klanglos vom 500er-Turnier verabschiedet, Ob und wie lange die in Deutschland domizilierte Wienerin Sinja Kraus nach zwei Qualifikationssiegen die rotweißroten Fahnen hochhalten kann, war kaum abzuschätzen, wäre aber eine positive Überraschung, würde sie es schaffen.
Das vom Herbst in den Winter transferierte, von den Reichels stets mustergültig organisierte, in die dritthöchste Kategorie gehobene Damenturnier bekommt ab Freitag dann heimische Konkurrenz mit dem Daviscup-Duell der mittlerweile Thiem- und auch Ofner-losen Herren gegen die Finnen im Multiversum in Schwechat. Obschon auch die Suomi nicht nur auf ihren inzwischen durch Verletzungen aus den Top 50 und Top 100 gerutschten Topstar Emil Ruusovuori verzichten, sondern auch die Absage des aktuellen Australian-Open-Doppelsiegers Heliövara verkraften müssen, stapelt ÖTV-Sportdirektor und Daviscup-Captain Jürgen Melzer trotz Heimvorteil gegen die finnischen Sandplatzmuffel eher tief.
Wenn er von einer 50:50-chance zum Aufstieg ins Weltgruppen-Play-off spricht, entspricht das zwar nicht der Realität angesichts der finnischen Ersatzleute, die hinter dem besten Einzelspieler Otto Virtanen (96) irgendwo im Niemandsland der Weltrangliste zu finden sind. Aber ein Schuss an Zweckpessimismus ist nicht nur aus seiner Perspektive ein kluger Schachzug für den Fall, dass wir die mehr oder weniger unbekannten Suomi-Söhne schlagen können. Und dafür, das hat der ehemalige Paris-Semifinalist und mehrfache Doppel-Grand-Slam-Sieger kryptisch angemerkt, sich auch eine Überraschungs-Variante einfallen lassen. Streng geheim, versteht sich, sonst würd´s ja auch die Finnen nicht überraschen.
Wie gesagt: Vorbeugen, dass es auch schief gegen könnte., ist immer noch besser als X Heulen. Diese Geplänkel um Ausgangspositionen ändert allerdings auch nichts an der Tatsache, dass Österreichs Tennis im Jahr eins nach Thiem und ohne den zweimal operierten Ofner keinen einzigen Spieler unter den Top 200 (Neumayer 217, Rodionov 228, Misolic 311) hat, w, die s ohne viel herumreden alles andere denn für eine positive Entwicklung im heimischen Spitzentennis spricht.
Junioren-Wunderwuzzi Joel Schwärzler, knappe 19, der als hochgejubelter Komet ausgezogen war, die Welt zu erobern, ist inzwischen zu einem Glühwürmchen geworden, das auf zweiter und dritter Ebene zu schwach ist, um zu gewinnen. Auch die nächste, jüngere Hoffnung Thilo Behrmann, hat bei Orange Bowl (inoffizielle Nachwuchs-WM) wie Australian Open mit kassierten Erstrunden-Niederlagen sein Lehrgeld bezahlt. All das sind eher alarmierende denn animierende Fakten, die gerne durch Schönfärberei übertüncht und somit verschwiegen werden. Finanzieller In- und Output stehen in einem krassen Missverhältnis.
Dazu gehört auch, um nach Linz und zum Damen-Turnier zurückzukehren, die blamable Doppelnull der Billie-Jean-King-Cup-Spielerin Tamara Kostic gegen die Holländerin Lamens, die in der nächsten Runde ihrerseits ausschied. Zum Glück gibt´s da noch die Osttirolerin Lilli Tagger, die es im Melbourne-Juniorenturnier bis ins Viertelfinale geschafft, ehe sir dort der als N r. 1 gesetzten Turnierfavoritin nach hartem Kampf unterlag. Es kann wohl kein Zufall sein, dass Tagger in die Schiavone-Akademie nach Italien wechselte, damit sie nicht hierzulande als Lily on the Valley verwelkt …
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