Fussball

Bayern-Fans über Wucherpreise empört, aber Inkasso auf Schalke macht Donezk!

Beim Surfen im heimischen Blätterwald bin ich auf die Krone-Online-Meldung gestoßen, dass die Bayern-Fans um Boykott des Champions League-Duells mit Schachtjor Donezk aus der Ukraine aufgerufen haben. Grund dafür sind für die Hardcore- und damit oft Stehplatzfans die maßlos übertriebenen Preise, sprich 52 Euro pro Person für ein Stehplatz-Ticket, in etwas das Doppelte dessen, was Anhänger von Young Boys Bern im wahrsten Sinn des Wortes berappen. Und die Schweiz gehört, wie man weiß, bekanntlich nicht zu den Armenhäusern in Europa.

Wer den Bericht über den Bayern-Boykott-Aufruf wegen des Ticket-Wuchers liest, der denkt sich natürlich unwillkürlich: Sind die Bayern-Millionäre übergeschnappt? Haben die großen Tiere des Fußballs völlig den Kontakt zur Basis und zum harten Kern der Anhänger verloren, die in guten wie in weniger tollen Zeiten dem Verein die Treue bewahren und die Stange halten? Und der Zorn darob auf Uli, Karl Heinz und Konsorten scheint durchaus  plausibel, hat aber einen – wenn sie mich fragen politischer Räson wegen – ziemlich großen, interessanter Weise verschwiegenen Haken, weil statt der unerwünschten Wahrheit die Schuld den Bayern in die Schuhe gesteckt wird.

Was natürlich, wenn man genauer hinschaut und durchblickt, ein echter Stiefel ist, der da mit einer schon unerträglichen Chuzpe uns medial auch via  Social Media verkauft wird. Gespielt wird gegen Schachtjor Donezk nämlich nicht in der Allianz Arena, wo Stehplätze sowieso eine Rarität sind, sondern in der ebenso schönen Veltins oder wie immer Arena auf Schalke, die der ukrainische Topklub als willkommene Ausweichstation des russischen Angriffs wegen diesmal nach Berlin und Hamburg gewählt hat.

Andersrum und im Klartext: Veranstalter des Heimspiels in deutschen, immer noch wohlhabenderen Landen als im Kriegsgebiet Ukraine ist nicht der FC Bayern, sondern Schachtjor Donezk, der darin eine erstklassige Gelegenheit sah, mit weit überhöhten Eintrittspreisen den Klub-Säckel zu füllen. Und wer sich die Mühe macht, zu recherchieren und nicht nur nachzuplappern, was gerne vorgesagt wird, der kann sich auch davon überzeugen, dass im Kriegsland Ukraine die Fußballmeisterschaft trotz Bomben- oder Drohnenhagels immer noch ausgetragen wird.

Dort allerdings, das liegt wohl auch auf der Hand, könnten die von Oligarchen geführten Vereine höchstens Billigtickets verkaufen und höchstens von einer kleinen Nomenklatura leistbare Wucherpreise verlangen. Aber das gehört wie manch, wenn nicht viel anderes in Zeiten wie diesen einer skurrilen neuer Normalität zu den Fakten, die man aus falsch verstandener politischer Loyalität am liebsten unter den Tisch fallen lässt. Und damit auch die Bayern-Fans für dumm verkauft. 

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