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Siegreiche Barty, besiegte Collins: Damentennis vom Feinsten von feinen Tennisdamen

Es wäre zu schön gewesen, hätte die US-Außenseiterin Danielle Collins aus einer 5:1-Führung des zweiten Finalsatzes gegen Lokalmatadorin Ashley Barty zumindest einen dritten Satz gemacht. Es hätte mich, ehrlich gesagt, bei allem Respekt vor dem universellen Können der kleinen Australierin sogar gefreut, wäre es so gekommen. Aber es ist bei diesem Endspiel so gekommen, wie ich mir am Vortag erlaubt habe, dieses Phänomen zu thematisieren. Just da, als die Amerikanerin drauf und dran zu sein schien, das Finale zu drehen, wurde sie von der Angst vor der eigenen Courage ebenso übermannt wie von der taktischen Cleverness der vielseitig ausgebildeten Australierin mit indigen Wurzeln entwaffnet.

Ehe es gilt, die erste australische Siegerin der Australian Open seit der inzwischen so gut wie vergessenen O´Neill im Jahre 1978 zu würdigen, verdient auch die besiegte Finalistin aller höchsten Respekt – nicht nur deshalb, weil sie ein tolles Turnier gespielt hat. Danielle Collins, who? Wer nicht gerade ein Kenner der Tennisszene ist, wird mit ihren Namen wenig anfangen können. Schon deshalb, weil die 29jährige Amerikanerin aus Pennsylvania sich erst als 23jährige College-Absolventin mit einem Bachelor-Degree und einigen NCAA-Einzel- und Doppeltiteln in der Tasche entschlossen hatte, sich als Profi zu versuchen. Collins musste sich von ganz unten nach oben dienen, machte sich aber bald daheim einen Namen, als sie auf dem Sensationsweg ins Miami-Finale mit Venus Williams ein Idol bezwang.

 

Die nächsten „Siege“, die sie erringen musste, hatten aber nichts mit Sport zu tun, sondern mit – ja, mit dem nackten Überleben. Danielle musste in einer Notoperation ein Gebärmuttertumor entfernt werden. Aber nicht genug damit, leidet sie auch einer chronischen rheumatoiden Arthritis, die sie dazu zwingt, eine tägliche Ration an Tabletten zu schlucken. All das hat sie nicht gehindert, in Melbourne das Tennis ihres Lebens zu spielen, das allerdings schlussendlich doch nicht gut genug war, um Ashley Barty trotz einer vermeintlich uneinholbaren Führung im 2. Satz zu schlagen. Aber statt mit sich zu hadern, fand Collins nur Worte des Lobes wie der Bewunderung für ihre Bezwingerin. „Das, was du kannst und die Schläge, die du beherrschst, die möchte ich auch gern in mein Tennis-Arsenal aufnehmen.“ Sportsgeist vom Feinsten der Verliererin, die nicht nur Herzen gewann. Collins taucht Montag als Nr. 9 auf.

Was Barty betrifft, die mit dem Heimsieg ihren dritten Grand-Slam-Titel nach Wimbledon und French Open holte, so saß ihre Vorgängerin O´Neill daumendrückend bei ihren Eltern in der Spielerbox – und ihr größtes Vorbild, die mehrfache Grand-Slam-Siegerin Evonne Cawley-Goolagong, ebenfalls Aborigines, drückte ihr die Trophy in die Hand. Szenen voller Sentimentalität und Bilder voller Emotionen. Aber auch die Statistiker kamen bei der Barty-Party auf ihre Rechnung, sprich: Duplizität der Ereignisse wie Ergebnisse. Wie beim Sieg in Roland Garros so musste Ashley auch daheim der Reihe nach dieselben Tennisdamen eliminieren wie bei ihrem French-Open-Triumph – Collins, Keys, Pegula und Anisimova, das gleiche US-Quartett. Manchmal schlägt das Schicksal halt seltsame Kapriolen.   

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