Wenn ich mich erinnere, was der neue und doch schon einmal gescheiterte Salzburg-Bullen-Coach vor dem Duell mit dem weißen Ballett (und Alaba) im Bernabeu-Stadion alles an Zweckoptimismus verbreitet hat, dann hat ihn einen Tag danach das 1:5 als Realitätsverweigerer entlarvt. Natürlich muss und darf man nicht vor Ehrfurcht erstarren vor dem Starensemble mit dem aktuell erfolgreichsten Trainerstar namens Carlos Ancelotti, zum anderen leisten Fehlein- und Selbstüberschätzung vor allem auf höchster Ebene, also der Millionen-Champions-League, leicht Vorschub für frustrierende Pleiten wie jene von RB (offiziell FC) Salzburg und das noch ärgere 0:5 des Bullen-Toreros Sturm Graz in Bergamo gegen Atalanta.
Wer hierzulande einen wankenden Serienmeister entthront, der mag zwar regional gefeiert werden, hat sich international jedoch meistens als Maus, die nur im Umkreis brüllt, entpuppt. Aber anders als andere Klubs aus kleineren oder gar Zwergen-Ländern halten es unsere Vereine a priori eher für erniedrigend bis demütigend, mit Mann und Maus zu verteidigen, weil sie meinen, besser zu sein, als sie sind. Und da haben die Kicker einiges gemeinsam mit verkappten Skistars, die leider mehr Sterne reißen denn vom Himmel zu holen. Oder nur dann und dort, wo die zweiten und dritten Geigen spielen – vergleichbar der Conference League im Fußball.
Machen wir der Aktualität wegen auch einen Schwenk vom Fußball und Ski zum Tennis, wo sich Rotweißrot zwar in Melbourne im Einzel von den Australian Open endgültig verabschiedet hat. Aber es war alles, nur kein Ende mit Schrecken, sondern sozusagen eine hoffnungsvolle Niederlage, die Mut macht und endlich neue Zukunftsperspektiven eröffnet. Lilly Tagger, meines Wissens nach erste Österreicherin seit Tamira Paszek in einem Junioren-Grand-Slam-Viertelfinale, lieferte der topgesetzten australischen Lokalmatadorin Emerson Jones im Duell zweier 16jähriger einen tollen Kampf, den sie nach Gewinn des ersten Satzes dann mit 6:4, 2:6, 2:6 verlor. Aber davor hatte sie drei Matches gewonnen und die Nr. 9 der Setzliste in zwei Sätzen eliminiert. Die Buschen-Hoffnung Thilo Behrmann hingegen scheiterte wie bei der Orange Bowl in Runde 1, wenn auch hauchdünn. Knapp vorbei ist, wie man sagt und wir alle wissen, auch daneben…
Da es sich bei mir ja bekannter Maßen um einen Kritiker der Schönfärberei handelt, möchte und muss ich darauf verweisen, dass Fräulein Lilli inzwischen nicht mehr im Lande trainiert, sondern bei der früheren Paris-Siegerin Schiavone in Pavia bei Mailand. Und seit sie dort ist, geht´s mit der großgewachsenen Osttirolerin auch so bergauf, wie das seinerzeit ÖTV-Sportdirektor Melzer als (Privat) Trainer von Joel Schwärzler prophezeit hatte. Vom Vorarlberger aus Südafrika und Südamerika allerdings hat man schon lange nichts mehr gehört.
Aber ich bin mir sicher, dass er dann und dort, wo er bei einem zweit.- oder drittklassigen Challenger wieder mitmischt, als Trumpf vom Sankt-Nimmerleins-Tag aus dem Ärmel gezogen wird. So spielt es sich – Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel – hierzulande sportübergreifend vom Fußball über Tennis, von Ski bis Golf unter Gleichgesinnten ab. Ketzer, der ich bin, füge ich zusammenfassend hinzu: Unkraut, so ein Sprichwort, verdirbt leider auch im Sport nicht…