So schlecht es zunächst bei 0:5 im Tiebreak des Doppel-Entscheidungssatzes für Rotweißrot ausgesehen hatte, da ja niemand ahnen konnte, dass die beiden Finnen plötzlich zu spinnen anzufangen würden, so sehr konnten mit dem im Daviscup wieder vereinten einstigen Erfolgsduo Erler-Miedler auch Sportdirektor-Captain Melzer, das ganze Team und die Fans im Multiversum von Schwechat jubeln. Mit dem dem 3:0, das optisch wie ein Durchmarsch aussieht, aber mit drei engen Dreisatzsiegen hart um- und erkämpft wurde, fielen allen gleich mehrere Steine vom Herzen. Wo man als Favorit gegen den vermeintlichen Außenseiter Portugal verloren hatte, dort wurde der Aufstieg ins Playoff um die Weltgruppe gegen Kanada oder Ungarn fixiert.
Das ist nach vielen Rück- und Nackenschlägen, dem Rücktritt von Thiem und dem Ausfall von Ofner, natürlich ein Befreiungsschlag gewesen, der der Tennisseele gut tut, gar keine Frage: Aber auch der medial hochgeschaukelte Jubel, als wäre Österreichs Tennis im reformierten kleinkarierten Daviscup dort, wo man im Semifinale 1990 vor 30.000 Zuschauern im Praterstadion gegen die USA gewesen war, käme organisierten Selbstbetrug gleich.
Um der nicht gern gehörten Wahrheit die Ehre zu geben, haben wir nicht nur den sandigen Heimvorteil gegen Hartplatz- und Teppichbelag-Spezialisten genützt, sondern auch die Tatsache, dass mit Emil Ruusuvuori, 25, die finnische Nummer 1 und v or der langen Verletzungspause auch Nr. 37 im Ranking ebenso fehlte wie der (mit Patten, GB) aktuelle Australian-Open- und Wimbledon-Doppelsieger Heliövaara, der mit welchen der Finnen auch immer an der Seite wohl eine weit härtere Nuss zu knacken gewesen wäre. Das ist zwar ungespielter Konjunktiv, wäre aber sicher nicht weit von der Realität gewesen. Und alles, nur keine Nestbeschmutzung am Tag eines kleinen Triumphes für eine einst größere Tennisnation, die derzeit keinen Top-100-Spieler besitzt.
Abgesehen von wichtigen Aufstieg statt weiter in den Daviscup-Niederungen dahin zu dümpeln, waren zum einen der Kampfgeist der Einzel- und Doppelspieler, die allesamt Satzverluste wegsteckten, um dann in engen Situationen der Matches die Nerven zu bewahren und damit die Oberhand zu behalten wie Lukas Neumayer, Jurij Rodionov und wie eingangs erwähnt auch Erler und Miedler, die wirken wie Pat und Patachon, sofern jüngere Semester mit diesen Namen für lang und kleiner was anfangen können.
Jetzt stellt sich wohl nicht nur mir die Frage, ob das siegreiche Quartett diese Trendwende, dienen gegen die bessere Reserve der Suomi auf dem heimischen und heimatlichen Sandboden auch international ein- und umsetzen können, um auch im Ranking mit Erfolgen in kleinen Turnieren, vor allem aber Qualifikationen für 500er oder 1000er-Turniere wieder größere Sprünge machen zu können als mickrige 155 oder 21 und noch weiter hinten.
Das ist die Quintessenz aus dem vermeintlichen klaren Erfolg, letztlich aber in drei engen Matches gegen zweitklassige, mental überforderte Finnen erzitterten Siege, die einer konstanten Bestätigung auf höherer Ebene bedürfen. Denn der nur notdürftig etwas zurück-reformierte aktuelle Daviscup hat so viel an Image verloren, dass fast bei allen größeren Tennisnationen die Asse abgesagt statt aufgeschlagen haben, um sich vor den großen Turnieren lieber Substanz zu sparen statt Kräfte zu verzetteln. Gut, dass wir gewonnen haben, was aber nichts daran ändern sollte, diesen Erfolg real einzuordnen statt zu überschätzen.
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