Vor einem knappen Jahr war alles anders. Da drehte sich alles um den doppelten Strolz. Und das in mehrfacher Hinsicht. Zum einen als Sohn, der sich zunächst auf Vaters Kombi-Spuren sensationell vergoldete und im Slalom zusätzlich versilberte, ehe er als Team-Player zum Doppelolympiasieger wurde. Ein Skimärchen, als hätten die Grimm-Brüder eine männliche Aschenbrödel-Story mit Happy End verfasst. Ja, eine so unglaubliche Geschichte, dass sie echt ans Herz ging.
Ein knappes Jahr später ist der Vorarlberger Johannes Strolz, nicht mehr ausrangierter Selbstversorger, sondern bestens umsorgtes Goldkind, wieder dort unten angekommen, wo er vor dem Adelboden-Aufstieg aus dem Nichts dahingedümpelt war. Nach dem kurzen Stoßseufzer der Erleichterung folgte nun der fünfte, noch dazu blitzschnelle Ausfall im sechsten Slalom dieses Winters, in dem sich das Märchen langsam, aber sicher zurück zu einer fast schon tragischen Kettenreaktion entwickelt.
Ja, so kann´s kommen, wenn einer wie Strolz auf Teufel komm raus versucht, das Rad der Zeit zurückzudrehen. Aber immer dann, wenn Gewalt mit im Spiel ist, fast schon so etwas wie eine Vergewaltigung von mehr oder weniger kniffligen Kursen, dann ist´s vorbei mit der Leichtigkeit des Seins, mit der Selbstverständlichkeit der Skikontrolle – und dann schlägt der Pistenteufel halt mit rücksichtsloser Brutalität zurück.
Das ist nicht nur im Skirennsport ein ungeschriebenes Gesetz, sondern trifft auf alle Sparten und Disziplinen zu, ob Lauf, ob Sprung, ob Tanz, ob Trick. Und je mehr sich eine Spirale dreht, ob nach oben, was man auf Neudeutsch den „Flow“ nennt, mit dem der Berufspolizist und Herzblut-Racer zu Goldenen gerast und getanzt war, ob nach unten, wohin es den allzu tempogeladenen Glücklosen ein ums andere Mal so zieht, als hätte er eine Bleiweste an.
Und wenn sich Strolz nicht im Schladming-Night-Race selbst aus diesem Teufelskreis befreit wie schon im Olympia-Countdown, so steckt er auch den Skiverband in eine Zwangsjacke, was (s)eine WM-Nominierung betrifft. Soll und kann er es sich leisten, auf einen Olympiasieger zu verzichten, auch wenn er inzwischen vom Skikaiser von China zu einer Peking-Ente geschrumpft ist. Oder muss er ihn schon deshalb mitnehmen, damit die große österreichische Skination nicht nur mit einem Allrounder namens Marco Schwarz auf Medaillenjagd in der Alpinen Kombination gehen kann.
Ein alarmierendes Faktum, das so nachdenklich stimmt wie die bisher kaum gebremste Talfahrt von Johannes Strolz vom gefeierten Goldkind zur Fußnote von Weltcuprennen.