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Von jungen Wilden unserer Gegner und heimischen Schönpistenläufern

Ein Slalom-Highlight jagt das nächste. Kitzbühel bei Tageslicht war gestern, Schladming unter Tiefstrahlern ist morgen mit dem neuen Riesenslalom und übermorgen mit dem Slalomklassiker. Diesem erst in den 90er-Jahren von den rührigen Grogls erfundene und 1997 erstmals auf die Tribünen gestellten Night-Race laufen seit Jahren bis zu 50.000 Fans die Türen ein, ob´s eiskalt ist, ob´s schneit, regnet oder taut. Nicht zuletzt deshalb, weil es auf dem Zielhang der einstigen Planai-WM- und Weltcupabfahrt mehr heimische Sternstunden gab als anderswo, etwa mit der Siegesfahrt von Benni Raich von Platz 23 zu seinem ersten Weltcupsieg, dazu aber auch historische Erfolge wie jenen des Russen Khorochilov.

Mit dem verletzten, rekonvaleszenten Marco Schwarz, der nur eine Pressekonferenz über den Status quo hält, fehlt der letzte ÖSV-Sieger (2021). Der dreifache Saisonsieger, aber Kitzbühel-Blech-Feller will in Schladming natürlich zurück aufs Podest, wo er vor zwei Jahren (Sieg-Premiere für den aktuellen Kitz-Sieger Straßer, D) schon einmal als Dritter gewesen war. Wie weit ihm da seine nicht mehr taufrischen Kollegen Raschner und Strolz als Spätzünder, die etwas jüngere Garde mit Gstrein und Ex-Vizeweltmeister Pertl mit Topfahrten einiges an Druck nehmen, also entlasten können, wird sich noch zeigen.

Anders als bei anderen, kleineren oder Gar-nicht-Skinationen vermisst man leider in der größten aller Skinationen den einen oder anderen Himmelstürmer, wie ihn etwa die Norweger am Fließband produzieren. Kaum fährt der eine oder andere in die Garage, schon ist der nächste da wie am Ganslernhang etwa ein Solberg (21/Nr. 48), ein Braekken (19/Nr. 57) oder auch ein Schwede wie Fabian Ax Schwartz (19/Nr. 56). Unsere jüngste Hoffnung Joshua Sturm (Foto Yusuf Gürel), die mit Nr. 45 das 30er-Finale mit Platz 32 verpasst hatte, ist mittlerweile auch schon älter, ohne aber über ÖSV-Meistertitel hinaus irgendwo ganz vorn zu sein.

Irgendwas jedenfalls kann daher nicht stimmen, was die Ausbildung des heimischen Rennfahrer-Nachwuchses betrifft. Ich bin zwar nur ein Jahrzehnte langer Wegbegleiter des Skiweltcups, habe aber mitbekommen, dass sich im Normalfall die (Kunstschnee) Pistenbedingungen so toll entwickelt haben, dass man auch mit hohen und höchsten Nummern noch in ein 30-Finale carven und dann mit vorderer Nummer angreifen kann.

Ganz so, wie es die jungen Wilden aus dem hohen Norden oder aus Ländern, in denen Skilauf nur peripher interessiert, es immer wieder demonstrieren. All jene, die diesen Vorstoß aus dem Niemandsland schaffen, sind offenbar keine Schönwetterpiloten oder Schönpistenläufer, die auf unterer Ebene fleißig FIS-Pünktchen sammeln wie unsere Starlets, sondern technisch so gut ausgebildet und so gut drauf sind, dass sie unter allen Bedingungen auch auf oberster Stufe dem Establishment den Kampf ansagen können. Vielleicht sollte sich der ÖSV nicht zu stolz sein, diese (Fehl) Entwicklung im eigenen Haus unter die Lupe zu nehmen.

PS: Der jüngere Sturm-Bruder Asaja wurde bei den Youth Olympic Games in Gangwon, Korea, in der Alpinen Kombination nur Achter als bester Österreicher beim Sieg des Briten Carrick-Smith aus einer Rennlauf-Familie. Carrick-Smith siegte vor zwei Schweden, einem Slowenen, Slowaken, dritten Schweden und US-Amerikaner…

Besser lief es für die schon Europacuperprobte Tirolerin Maja Waroschitz, 17, aus der Traudl-Hecher-Heimat Schwaz, die in der Kombination die erste Goldene für Rotweißrot gewann. Von Waroschitz (Foto. OIS) und der Kitzbühelerin Valentina Rings-Wanner, 18, darf man hoffen, dass sie wie die Kroatin Zrinka Ljutic den Sprung vom Europacup zum Weltcup schaffen. Auch bei den Damen, siehe Jasna, herrscht ja ein enormer Nachholbedarf, vor allem an Technik. Schlimm genug, dass das in einer so großen, traditionsreichen Skination der Fall ist, die Jahrzehnte lang den Technik-Trend vorgegeben hat.

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