Fussball

3:1 gegen Polen oder: Reprise der ersten 20 und letzten 30 Minuten von Berlin erbetengebeten

Wer von den ersten 20 Minuten und der letzten halben Stunde der österreichischen Euro2024-Truppe beim 3:1 gegen Polen nicht begeistert war, der muss so blind sein, dass ihm nicht mehr zu helfen ist. Da hat man dann gesehen, was die Rangnick-Jünger drauf haben, wenn mit einem Tor zur rechten Zeit ein Spiel in die richtige  Richtung läuft. Wie nach dem 2:1 und erst recht nach dem 3:1, wo eigentlich noch ein viertes Tor hätte fallen und ein zweiter Elfer (Handspiel) gegeben werden müssen.

Die ersten wie die letzten Eindrücke gaben jedenfalls Anlass zu einem Freudentaumel und zu Begeisterungsausbrüchen, die sich von Mannschaft, Teamchef und Betreuern auf enthusiasmierte Fans übertrugen und von dort wieder zurück aufs Feld schwappten. Ja, so ein Tag, so wunderschön wie heute, das war unüberhörbar und auch an den Gesichtern der euphorisierten Schlachtenbummler, jawohl: Schlachtenbummler per Auto, Bahn oder Flieger, abzulesen gewesen. Berlin, Berlin, wir sind da, jetzt können die Holländer kommen, die nach der Nullnummer gegen die Franzosen mit einem Punkt Vorsprung gegen uns ins Spiel ums Achtelfinale gehen. Andersrum gesagt bedeutet das, dass wir  wohl nur auf der sicheren Aufstiegsseite sind, wenn wir gegen Niederlande ein Unentschieden erreichen…

Auch wenn sich Holland-Coach Koeman noch so mokiert, dass das vermeintliche, aber dann aberkannte Tor gegen Frankreich hätte zählen müssen, so müssen sich die Niederländer bei den gallischen Hähnen bedanken, die so viele Chancen verjuxen, dass die Hühner darob gelacht haben müssen. Darin sind sie bisher schon Europameister und ihr seit Kindesbeinen an in Spanien lebender AntoinGriezman ein Weltmeister, der es zur verflixten 7 gebracht hat, nämlich sieben Topmöglichkeiten, die er nicht genützt hat. Hätte unser Pechvogel Maxi Wöber nicht Glücksengel für die  Trikolore gespielt mit seinem Kopfball-Eigentor, die französischen Verschwender stünden nicht mit 1:0 und 4 Punkten aus zwei Spielen da, sondern einer Doppelnull mit zwei Punkten.

Gerade deshalb, weil sie nicht und nicht treffen konnten, fiel auch der TV-Regisseur-Blick immer wieder auf jenen Kylian Mbappe, den torgefährlicheren Pfeil von Paris, der demnächst im königlichen Madrid ins Schwarze treffen soll – auf der Bank und in Zivil, ganz ohne Maske, aber auch ganz ohne Spur von Blutresten, OP-Narben oder Schwellungen nach einem Nasenbeinbruch. Hut ab vor diesem Doktor, der das geschafft hat. Kein Arzt der Welt allerdings kann die Franzosen vom unsichtbaren Hemmschuh befreien.

Wär´s gegen Holland gelungen, würden wir mit einem Tor Vorsprung ins Dienstag-Duell gehen. Um ein klein bisserl auf die Euphorie-Bremse zu steigen, sei schon angemerkt, dass der Weg der mehr oder weniger jungen Wilden des Ralf Rangnick zu den einstigen WM – und Cordoba-Helden von Argentinien 1978 doch noch ganz schön weit ist. Aber nichts ausgeschlossen, sondern viel drin ist, wenn uns eine Neuauflage von erste 20 und letzte 30 Minuten eine Berlin-Reprise bescheren.

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