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34 Jahre danach: Heim-WM wieder goldener Boden für Tiroler Wundertüte

Besser hätte für Rotweißrot nach in  jeder Hinsicht verpatztem Eröffnungstag die erste Einzelentscheidung nicht enden können. Und wie vor 34 Jahren der Jung-Twen Stephan Eberharter aus dem Zillertal als Außenseiter im Super G den Favoriten ein Schnippchen geschlagen hatte, so wandelte heute eine Stephanie aus Oberperfuss bei  oder eigentlich in Innsbruck auf den Spuren des  damaligen Doppelweltmeisters. In der Wundertüte, als die sich die 31jährige Tirolerin selbst vor der WM bezeichnet hatte, steckte an einem Tag, als alle schon mit einem Sieg der italienischen Alleskönnerin Federica Brignone gerechnet hätten, der erste Titel für Rotweißrot bei der zweiten Heim-WM in Saalbach-Hinterglemm.

Die nur anfangs sonnenüberflutete Highspeed-Piste am Zwölferkogel entpuppte sich als goldener Boden für den diesen Winter schwer gebeutelten ÖSV und speziell für Stephanie Venier, die als einzige aus  dem rotweißroten Quartett mit Mut zum Risiko fehlerfrei durchgekommen war. Und damit ein Dutzend Jahre nach ihrem Junioren-WM-Gold im Super G und acht Jahre nach Abfahrtssilber bei der St.-Moritz-WM 2017 die immer wieder durch Verletzungen oder Formkrisen unerfüllten Vorschusslorbeeren doch noch einlöste.

Startnummer 7 erwies sich nicht als verflixter Miss-, sondern güldener Glücksgriff,  während die heimische Topfavoritin Conny Hütter mit der 15 nur anfangs auf Medaillenkurs zu liegen schien, ehe sie viele Fehler einbremsten und weit zurückwarfen. Eine bittere Pille für die Ex–Freundin des inzwischen emeritierten Kärntners Christian Walder aus der Klammer-Heimat Fresach, der mittlerweile ein Herz und eine Seele mit Stephanie ist, der neuen Weltmeisterin. Jetzt ist sie auch im Team sportlich die Nummer 1 und nicht mehr nur in Sachen Mode-Freak und Window-Shopping, wo sie sich schon immer als Miss Gucci einen Namen gemacht hatte.

Zurück zur Wundertüte, die nach vielen mageren Jahren und einem vor allem mental motivierenden Skimarkenwechsel im Jänner auf der ähnlich schnellen Karl-Schranz-Strecke in St. Anton am Arlberg mit dem ersten Weltcup-Podest (2.) seit langer Zeit und dazu einem 5. Abfahrtsplatz ihr Comeback angekündigt, aber danach nicht wirklich bestätigt hatte. Eben eine selbsternannte Wundertüte, die das Spielchen mit dem Risiko einerseits liebt, andererseits oft ein Opfer ihres (Über-)Mutes wurde. Heute aber war eben diese tolldreiste Kühnheit das Rezept, beim Vabanque-Spiel hopp oder drop alles zu gewinnen. Und sie gewann mit einer Zehntel an Vorsprung vor Topfavoritin Brugnone. derweil andere Stars wie Goggia, Gut-Behrami und auch die gestürzte Lindsey Vonn mehr oder weniger unsanft aus ihren Medaillenträumen gerissen wurden, diesich als geteilte Dritte der US-Jungstar Macuga und Norwegens Speedkanone Kajsa Eckhoff Lie erfüllten. Ein unerwartetes Siegespodest…

Und dabei kam die Jung-Dreißigerin Venier acht Jahre nach WM-Abfahrtssilber unter damals ganz besonderen Umständen an die goldene Endstation Sehnsucht. Im Gegensatz zum heutigen Heim-WM-Triumph als Fix-Starterin war Venier damals nur deshalb in die ÖSV-Mannschaft gerutscht, weil erstens Olympiasiegerin Anna Veith auch ihres geringen Gewichts wegen auf einen Start verzichtet hatte, zweitens der damalige Chefcoach Jürgen Kriechbaum sich mit seinem Trainerauge für einen Start von Starlet Stefanie entschieden hatte.

Womit wir auch, ohne Beckmesser zu spielen, bei der unumstrittenen  Tatsache angelangt sind, dass sich das ÖSV-Damenteam bei der Heim-WM 2025  mit ganz wenigen Ausnahmen so gut wie nicht von jenen Läuferinnen unterscheidet, die schon vor einem Dutzend an Jahren bei Olympia 2014/18 und WM´s von 2015 weg am Start waren. Jetzt bin ich nur gespannt, welch einen Katalysator-Effekt die erste Goldene in den kommenden Speed-Rennen der Damen wie Herren auslöst. Wer sagt, dass wir nicht noch andere Wundertüten in der Hinterhand oder Atouts im Ärmel haben? Mit dem ersten WM-Titel seit 2021 und der ersten Goldenen seit Olympia 2022 sind die Titelkämpfe schon gerettet, kaum dass sie begonnen haben. Andersrum aber lief´s für die geplante Vielstarterin Ricarda Haaser. die sich bei einem vermeintlich harmlosen Ausrutscher nach einer missglückten Sprunglandung das Kreuzband riss und damit ausfällt. Ein Triumph, der auch von einigen Tränen begleitet wurde…

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