Allgemein

Wie eine russische Wimbledonsiegerin die Wahlheimat Kasachstan hochleben lässt

Sie verneigte sich vor der königlichen Loge mit Herzogin Kate. Sie verbeugte sich vor der besiegten Ons Jabeur. Sie ließ die fabelhaften Zuschauer hochleben. Sie dankte ihrer älteren Schwester und ganz besonders ihren Eltern, die nicht dabei sein konnten, ohne die sie aber gar nicht dastehen würde. Und sie verwies mit ausgestreckter Hand auf den kasachischen Tennispräsidenten, der sie so fabelhaft unterstützt hatte, dass sie jetzt als Neo-Kasachin habe Geschichte schreiben können für ihre Wahlheimat.

Nicht nur die britischen, sondern Augenzeugen aus aller Welt applaudierten begeistert, als ihnen Jelena Rybakina, die Wimbledon-Trophäe in der Hand, auf höchst sympathische und doch professionelle Weise sozusagen Honig ums Maul schmierte. Man sagt so viel Schönes, dass dabei der wahre Background verschwiegen wird. Commedia del Arte vom Feinsten, so könnten die einen sagen. Politischer Instinkt die anderen.

Wahr ist nämlich, dass Jelena Rybakina zwar vor drei oder vier Jahren den russischen Pass gegen den kasachischen getauscht hat. Und wahr ist, dass man sie als (ziemlich russische) Papier-Kasachin nicht so wie die bösen Immer-noch-Russen oder noch böseren Weißrussen wie die Azarenkas, Sabalenkas, Kasatkinas bzw. Medwedews, Rublews und Kachanows vom Wimbledon-Turnier hatte ausschließen können.

Natürlich nicht, auch wenn die ziemlich großgewachsene, aufschlagstarke Rybakina hauptsächlich in Moskau gelebt hat, immer noch lebt und dort auch trainiert. Und wahr ist, dass die ihrer Körpergröße wegen nur verhinderte Kunstturnerin und Eiskünstlerin Jelena erst bei Dynamo, dann bei Spartak Moskau unter dem alten Muster- und Skoff-Rivalen Tschesnokow das Einmaleins des Weltklassetennis gelernt hat.

Aber da, wie schon die Römer sagten, Geld nicht stinkt, hat die erst im Aufstieg befindliche Rybakina nicht nein gesagt, als ihr Kasachstan, damals übrigens noch vom (freundlich gesagt) autokratischen Präsidenten Nursultan Nasabarjew regiert, die Hand samt Pass hinstreckte mit dem Unterton: Nimm, wenn man dir gibt! Sie hat das Angebot angenommen und mit dem verspäteten, dann aber umso schnelleren Aufstieg bis zur Wimbledonsiegerin gekrönt.

Das ist die Geschichte bei der kasachischen Geschichte, die ja nur auf dem Papier besteht, das bekanntlich geduldig ist. Als Russin wär´s nichts Historisches gewesen, denn lange vor der amerikanischen Russin Maria Sharapova (Wimbledon 2004) hatte schon eine gewisse Olga Morosowa (1974, Paris) einen Grand Slam gewonnen.

Aber in Zeiten wie diesen, in denen um die Wahrheit oft ein riesiger Bogen gemacht wird, klatschen die Gelackmeierten noch begeistert in die Hände. Wie bei den Schalmeien-Tönen der neuen Wimbledonsiegerin Rybakina, auf die vor zwei Wochen keiner getippt hätte. Ich kann Ihnen aber versichern, dass jedenfalls das Ergebnis echt und nicht getürkt ist wie vieles anderes, das aus ganz bestimmten politisch diktierten, eher unsportlichen  Gründen ganz einfach auf den Kopf gestellt wird.

Zum Kommentieren hier klicken

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Meist gelesen

To Top

Diese Webseite verwendet Cookies, um Ihnen ein angenehmeres Surfen zu ermöglichen