Radsport

Rad-Stundenweltrekord: Mensch und Material setzen immer neue Meilensteine

In Rom wie in München gehen am Wochenende die Europameisterschaften der Schwimmer(innen) wie vieler anderer Sportarten ins Finale – für uns mit weiteren Chancen auf Spitzenplätze im Tischtennis, Turnen und vielleicht auch Beachvolleyball. Und während, wie es heutzutage Usus geworden ist, die Vuelta d´Espana nicht in Spanien, sondern im holländischen Utrecht begonnen hat, wurde in Grenchen in der Schweiz sozusagen im Schatten anderer Großereignisse ein radsportlicher Meilenstein gesetzt. Noch dazu von einem nicht nur hierzulande so gut wie unbekannten englischen Radprofi.

Ein gewisser Daniel Bigham (30) aus Newcastle, der erst als 23jähriger Ex-Triathlet mit dem Bahnradsport begonnen hat, fixierte mit 55,548 Kilometer in der Stunde einen Weltrekord, der an sich gar keiner wäre, hätte der Weltverband nicht seinerzeit den mit einem nicht homologierten Spezialrad aufgestellten Weltrekord seines viel berühmteren Landsmanns Chris Boardman  von mehr als 56,3 km/h annulliert.

Nichts gegen die tolle Leistung von Bigham, ganz und gar nicht. Aber Bahnspezialist hin oder her, würden sich die besten aller  Zeitfahr-Spezialisten der großen Rundfahrten wie einst ein Anquetil, Riviere, Baldini, Merckx oder Moser auf diese Weltrekordjagd fokussieren, wär´s sogar möglich, dass sich ein Ganna, Roglic, Küng, Vingegaard, Pogacar und andere Stars im Rennen gegen die Uhr bald einem 60er-Schnitt näheren.

Vergessen wir nicht, dass sich in der langen Liste der Weltrekordler mit dem Vorarlberger Matthias Brändle auch ein übrigens immer noch aktiver Österreicher befindet, der die einstige Merckcx-Marke und auch die 51km/h übertroffen hat. Und das, obschon er als Gesamtpaket eines Radprofis natürlich der belgischen Jahrhundert- und Allzeitgröße nicht das Wasser hätte reichen können.

Aber die Entwicklung des Stundenweltrekords auf dem Rad, längst kein plumpes Stahlross mehr, zeigt auch den Fortschritt, die der Mensch und das Material in einem guten halben Jahrhundert gemacht und mehr hinter als vor sich haben. Es ist nicht nur die Leichtigkeit des technischen Rad-Seins, sondern auch eines immer besseren, immer professionelleren, immer individuell optimierten Trainings, das den Stars erlaubt, immer kräftiger, aber auch immer länger, also ausdauernder, in die Pedale zu treten.

Und das hat nichts mit Doping zu tun, sondern damit, dass sich die Rahmenbedingungen im Sport im Allgemeinen und im Radrennsport im Besonderen zum Wohle der immer besser vorbereiteten Athleten geändert haben. Würden nicht nur Bigham, sondern auch die Besten der Allerbesten von Grenchen (knapp 500m) in die Höhenlage von Mexiko (2300m) wechseln wie die Stars von gestern, dann wären die 50km/h wohl bald keine Utopie mehr. Das Rad der Zeit dreht sich schneller, als man das zu Merckx-Zeiten je für möglich gehalten hätte.

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