Hans Krankl ist 70. Eine Zahl, mehr nicht. Dass der anglophile Wiener aus Mariahilf just an einem Valentinstag geboren wurde, einem aus Amerika importierten Tag der Liebe, muss so was wie eine verborgene Macht des Schicksals gewesen sein. Von den 70 Jahren ist der Hans im Ehe- und Familienglück nämlich 50 Jahre, also ein halbes Jahrhundert schon, mit seiner Inge verheiratet, die ihm drei Kinder geschenkt hat. Rekordverdächtig wie so vieles, was er geschafft hat. Das hab´ ich, so könnte der Hobbysänger trällern, vom Papa gelernt oder geerbt. Vor allem Treue. Handschlagqualität. Freundschaft bis Verschworenheit. Redlichkeit bis zur Grenze der Feindschaft. Kein Blatt vor den Mund. Zumindest früher. Im Alter wurde er diplomatischer. Aber aus der ehrlichen Haut konnte er nie heraus. Meist zu seinem Schaden.
Trotzdem: Einer wie keiner. Nicht nur als Torjäger. Auch als unverwechselbare Person, die vom langhaarigen Teenager zur weißen, immer weiseren Persönlichkeit gereift ist. Kicker, Trainer, Teamchef, Sänger, Entertainer. Straßenbahn, Rapid, WAC, Rapid, Barcelona, Vienna, Barcelona, Rapid, Sportklub, Krems, Salzburg. Von rostigen Flügeln und Lonely Boy bis zu Monti Beton. Und aus Jux und Tollerei, aber vollen Einsatzes, in der Hobby-Mannschaft seines Anwaltsfreundes Doktor Skender Fani. Langzeitbande, die Mitte der 70er-Jahre geschlossen wurden. Oder sagen wir so, meine Wenigkeit eingeschlossen, ein unzertrennbares Trio in guten wie in schlechteren Zeiten, die erste Krankl-Biographie anno 1978 inklusive, die Kanzler Kreisky vor dem Abflug nach Argentinien präsentierte.
Auch schon bald 50 Jahre. Was sonst, wenn nicht all diese Zahlen, Daten, Fakten, vom Rapid-Kanonier über Cordoba-Held, Deutschen–Schreck, Barcelona-Goleador, Spanien-Schützenkönig, Europacupsieger etc. hätten ihn zu einer Legende machen sollen. Als torhungriger Fußballstürmer. Als überzeugter Familienmensch. Als fanatischer Rapidler. Als ehrlicher Patriot. Als inzwischen sanfterer Fernseh-Analytiker. Oder als gefragte Werbe-Ikone von Wiener Zucker bis zu Spusu. Hand aufs Herz auf einen gemeinsamen Nenner gebracht: Legendär!
Dieser Geburtstage und nicht erst heute wimmelt´s nur so von Krankl-Geschichten, Hans-Interviews in Zeitungen, in TV-Kanälen, in Funk und Fernsehen, wie man früher sagte. Gegenwart, die eine Vergangenheit verklärt, in der der oft eigensinnige, aber sich selbst treue Krankl die Geister schied oder die Geister sich an ihm schieden, wie auch immer. Aus den gleichen Ecken, aus denen einst Giftpfeile auf den Erz-Rapidler und Ur-Wiener abgefeuert worden waren, werden zum runden Geburtstag, dem Mainstream folgend, nichts als Schalmeien-Töne laut oder Loblieder auf eine Rapid-Ikone gesungen, von der sogar der violette Weggefährte, Teamkollege und Teamchef-Vorgänger Herbert Prohaska meinte, man sollte ihm in Hütteldorf ein Denkmal errichten.
Konjunktiv, da möchte ich wetten, weil die Rapid-Galionsfigur von ehedem ja in der alten wie neuen Führungsriege so gut wie keine echten Freunde hatte oder hat, schon gar nicht den neuen Sportchef, von dem Krankl viel mehr trennt als sportliche Differenzen. Wer weiß, ob man in der Qual der Wahl mit dem Eisenstadt- Maturanten und weltweit erprobten Andreas Ivanschitz, den H. K. als Teeanger ins Team geholt hat, ganz bewusst auf jenen Markus Katzer setzte, mit dem Johann K. aus uns bekannten Gründen nichts mehr zu tun haben will. Und so wird den Jung-Fans statt der letzten, echten, weltweit respektierten Rapid-Ikone auch weiter ein Würzburger, der bei den Münchner Löwen nur Papiertiger war, aber den Energiespendern weit grüner ist, als grünweißer Fußballgott verkauft. An diesem PR-Rad wird ganz sicher, wie ich meine Pappenheimer kenne, nach den Krankl-Feiern wieder gedreht werden. Alles wie gehabt. Keiner weiß das besser als mein Freund Hans, dem ich von Herzen alles Gute wünsche – nicht nur Gesundheit, sondern auch die g´sunde Einstellung, die sehr wohl Ehrlichkeit und Heuchelei trennen kann. Ad multos annos in Wien, in Florida und an der Adria!