Hätte nicht Blacky Schwarz im Riesenslalom beim Marco-Duell den verschnupften Weltmeister und Seriensieger Odermatt um drei Hundertstel hinter sich gelassen, wäre es die weite Reise nach Palisades Tahoe, also in die Region der Winterspiele 1960 in Squaw Valley, kaum wert gewesen. Der von einem Schneesturm eingenebelte Sonntag-Slalom war nicht nur grenzwertig, sondern zeigte über Feller-Flüche hinaus wieder einmal die Macht des Fernsehens auf.
Auch wenn sich Feller noch so sehr darüber alterierte, dass nach dem TV-Break die Spuren zugeschneit gewesen wären, er also Schneepflug für (den dann fehlerhaften) Kristoffersen hätte spielen müssen, so ist das längst Part of the Game. Es liegt eben am Fernsehen, ob es überhaupt Weltcup-Rennen gibt, da muss man sich nichts vormachen. Wer die Werbung, die die aufwendigen Veranstaltungen finanziert, in die Wohnzimmer transportiert, der schafft solange an, solange er nicht Verletzungen provoziert. Und zwischen sportlich grenzwertigen Verhältnissen und gefährlichen Bedingungen ist immer noch ein relativ großer Unterschied.
Auch wenn´s am Ende im Grunde ein Slalom zum Vergessen war, so wird er weniger wegen des ersten Erfolges von Norwegens jüngstem Stern Steen-Olsen in Erinnerung bleiben, sondern der letztlich verhinderten Siegespremiere des Sensations-Griechen Alexander Joannis Ginnis haber. Es dauerte eine gute halbe Stunde, bis die Jury trotz der verwehten Spuren im Schnee zum Entschluss kam, dass der erste große Ski-Sohn aus Hellas die Minimalbestzeit von einer Hundertstel mit einem kaum identifizierbaren Einfädler fixiert hatte.
Sie standen lange herum, sie klopften sich auf die Schultern, selbst Ginnis war sich nicht sicher, ob er nun oder nicht, bis die Würfel gegen ihn fielen. Aber so unbekümmert, wie er nach dem Motto: Hoppla jetzt komm ich in die Weltklasse geplatzt war, so kehrte er den mittlerweile polyglotten, weitgereisten griechischen Stoiker in der Disqualifikation hervor: Wenn´s so ist, wie es ist, dann machen wir´s beim nächsten Mal besser. Und schon war der Frust bei ihm wieder Schnee von gestern.
Wie gesagt, es wurde viel gesudert und gemotzt beim ersten Besuch seit Jahrzehnten an der grenze Kaliforniens zu Nevada und dem Lake Tahoe, der angesichts Schnee, Nebel, Diskussionen und Disqualifikation bei einem älteren Semester auch Erinnerungen an Schranz, Squaw Valley, Casi9no-Gerüchte und die Grenoble-Disqualifikation 1968 weckte. Das alles spielte sich wie gesagt im Westen der Vereinigten Staaten ab, wobei ich mir nicht sicher bin, ob jetzt am Skirennsport nur peripher interessierte US-Networks oder doch Europa-TV-Sender, voran der ORF, die Fäden zogen.
Hingegen bin ich mir ganz sicher, dass weit, wenn nicht Millionen mehr US-Sport- und Golf-Fans vier Tage lang live verfolgten, wie sich der Austro-amerikanische Titelverteidiger Sepp Straka bei der Honda Classic in Palm Beach in Florida schlägt. Wenn wir ehrlich sind, dann ist doch abseits von Insidern an der heimischen Sportwelt vorbeigegangen, dass der in Fontana geschulte Sepp aus Wien zwar nicht gewonnen, aber als Fünfter wiederum seine absolute Weltklasse unter Beweis und Rotweißrot damit auch als Golf-Land von Format in die US-Auslage gestellt hat.
Das, mit Verlaub, ist ganz sicher auch mehr wert als irgendein Schlagzeilen-Jubel über einen Bologna-Sieg gegen Inter Mailand – noch dazu ohne Arnie, den Arnautovic! Ja, so verkehrt ist manchmal die Sport-Welt, die sich darob oft selbst mit Mattscheiben disqualifiziert. Diskussionslos.