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Marco Odermatt, der Maiers Rekord löschte, ist ein fabelhaftes Unikat und kein zweiter Herminator

Entschuldigen Sie, werte Blog-Leser, wenn ich mir erlaube, den Namen des alles überragenden Skistars der Gegenwart, des Mannes, der den Weltcup dominiert, der Olympiasieger, Doppelweltmeister wurde und zum Finale furioso sogar den Maier-Rekord brach, im besten Sinne zu verballhornen. Der einzigartige Marco aus Stans in der Schweiz und nicht Stams in Tirol, sollte eigentlich nicht Odermatt, sondern Bärenstark heißen. Körperlich, technisch und dazu noch mental, ganz so, als hätte er Nerven wie Drahtseile. Dieser immer noch junge Mittzwanziger, der nach dem totalen Junioren-WM-Triumph auch bei den Großen mit Ausnahme von Slalom alles gewonnen hat, was man gewinnen kann, hat also jetzt mit den legendären 2000 Punkten als Weltcupsieger auch den legendären Herminator übertroffen. Ihn aber als so etwas wie einen neuen Maier zu bezeichnen, das wäre für meine Begriffe vor allem als Rennläufer von Person und Persönlichkeit falsch.

Auch Marco Odermatt ist, wie allseits auch in TV-Studios nach seinen WM-Goldfeiern bekannt, kein Kind von Traurigkeit, ganz gewiss nicht. Aber anders als der auch technisch perfekte Kraft-Maier, der schon am Start stets den Eindruck vermittelt hatte, als wollte er vor lauter Siegeshunger und Erfolgsgier mit der Piste auch die Gegner verschlingen, sieht das bei Odermatt eher aus, als wollte er jede Strecke bei welchen Bedingungen immer mit seiner eigenen Leichtigkeit des Seins bügeln und glätten. Hätte es eines Beweises bedurft, dann hat er ihn bei seiner Siegesfahrt zum Rekord-Triumph als letzter Läufer bei immer schlechterer Sicht und einsetzendem Schneeregen mit der zweitbesten Lauf- und überragenden Bestzeit mit mehr als zwei Sekunden Vorsprung ebenso spektakulär wie atemberaubend geliefert.

Auch wenn es in der Schweiz vor ihm schon einen mehrfachen, inzwischen leider früh verstorbenen Profiweltmeister dieses Namens gegeben hat – dieser Marco Odermatt ist von Kopf bis Fuß in ganz anderer Form ein ähnliches Unikat wie es einst Maier war. Ich hab´ ihn vor fünf Jahren bei den Europacup-Riesentorläufen am Gaisberg in Kirchberg bei Kitzbühel erlebt, als er die Plätze drei und vier belegte als 20-jähriger Himmelstürmer in spe.
Und ich erinnere mich daran, dass ich ihn damals gefragt habe, ob er mit seinem Landsmann, dem Profi-Champion, verwandet wäre – und er zu mir entwaffnend gesagt hat: „Nein, bin ich nicht, Odermatt gibt´s in unserem Kanton so viele wie Sand am Meer. Aber meine Ziele sind Olympiasieg, WM-Gold und Weltcup!“

Ohne Sand im Getriebe hat Marco das alles binnen fünf Jahren geschafft, weil in die Natur mit vielen Talenten gesegnet hat, zu denen auch die ganz besondere Eigenschaft gehört, ständig an sich zu arbeiten, sich auch im Detail immer wieder zu verbessern und damit insgesamt zu einem skisportlichen Gesamtkunstwerk zu stilisieren, das sowohl sportlich als auch menschlich mittlerweile seinesgleichen sucht. Dieser Marco Odermatt ist auch mit seinem Naturell eine unglaubliche Bereicherung der Skisportszene. Zumindest vorderhand noch als Star zum Anfassen, ohne ihm abseits der Unantastbarkeit auf (Riesenslalom)-Pisten das Mäntelchen des Unnahbaren umzuhängen. Es wäre wünschenswert, würd´s so bleiben. Wenn´s um Vergleiche zu einstigen Superstars geht, dann besitzt dieser neue Ski-König aus der Schweiz eher fröhliche Ähnlichkeit mit dem extrovertiert-glucksenden Abfahrtskaiser Klammer…

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