LIVE MIT JOE METZGER

Die österreichische Spezialität, (s) eine Kunstlauf-Weltmacht trotz Auslands-Import auf Eis zu legen

Ich würde ja gerne überall hoffnungsvoll und zuversichtlich in die Zukunft blicken, bin aber als Ewiggestriger mehr oder weniger dazu gezwungen, mich vergoldeter Vergangenheiten zu erinnern. Wohin fiel heute mein Blick beim morgendlichen „Surfen“ durch die diversen In- und Auslandssender, was auch den Sport betrifft? Nein, nicht nur auf die Morgengymnastik, die bei „Fit mit Philipp“ oder „Fit Aktiv für Junggebliebene“ mit der Sykora-Verflossenen weniger die arbeitenden oder lernenden Menschen zu dieser Tageszeit zum Mitmachen animiert, als vielmehr die älteren Generationen.  Auch nicht auf Yoga, wo sich vorzugsweise mehr oder weniger bekannte Damen, darunter auch die von mir vermittelte, derzeit in Las Vegas bis Hollywood domizilierte Wasser-Nixe Nadine Brandl, an wunderschönen Stränden oder in exklusiven Hotels die Beine strecken oder Hände falten.

Beim immer amerikanischeren Eurosport hab´ ich dann erst, welch Schande für mich selbst, mitbekommen, dass ja im fernen Japan derzeit die Eiskunstlaufweltmeisterschaft, noch dazu mit einer talentierten, aber labilen Austro-Ukrainerin, die schon einmal Achte war, in Szene geht. Für den ORF nicht der Rede, geschweige denn des Rechtekaufs und des Sendens wert, obschon eben diese Kunstform des Eissports mehr als nur einen Hauch von Dancing Stars besitzt. Allerdings mit unbekannten Juroren hinter Bildschirmen und keinem Agent Provocateur namens Balazs Ekker, der ganz bewusst in die verbale Salzsäure greift. Und mittlerweile auch seit 20 Jahren ohne Traumnote 6 und mit neuem Wertungsmodus, mit dem sich aufregende Preisrichterskandale so verflüchtigt haben wie unsere rotweißroten Stars.

Ich bin mir gar nicht sicher, ob sich junge und jüngere Semester, sogar unter meinen Medien-Nachnachfolgern, wirklich viel unter Eiskunstlaufen vorstellen oder etwas mit den Namen anfangen können, die aus dem kleinen Österreich ehedem eine der größten, wichtigsten Weltmächte des Sports gemacht haben. Aus den Augen, aus dem Sinn. Als ich noch Teenager war, hab´ ich vor lauter Neugier als Zaungast am Heumarkt eine blutende Kopfwunde durch eine Hebepirouette der späteren Olympiasieger, Welt- und Europameister Schwarz-Oppelt davongetragen, nichtsdestotrotz aber in meinem Gymnasium als Zweitklassler aufgeblickt zu Ingrid Wendl aus der „Fünften“, die mit 16 die jüngste olympische Medaillengewinnerin der Kunstlaufgeschichte und im Kampf mit Hanna Eigel und Hannerl Walter auch zweimal Europameisterin und Vizeweltmeisterin wurde.

Dann gab´s immer wieder Sterne aus Dreimäderlhäusern wie Regina Heitzer oder Trixi Schuba, die mit ihrem Olympiagold 72 eine Sapporo-PIeite verhinderte. Mit Claudia Kristofics-Binder (EM 82, WM-Silber) endete diese goldene Ära bei den Damen, während bei den Herren der Schöpfung mit dem jahrelangen Duell des Triple-Weltmeisters und Vierfach-Europameisters Emmerich Danzer gegen seinen einmaligen Bezwinger, den 68er-Olympiasieger Wolfgang Schwarz, schon viel früher Schluss mit lustig war. Als die Heumarkt-Wiener um Gold ritterten, nicht rangen, gab´s in SW-TV-Zeiten noch Einschaltquoten, von denen heute manch Fußballklub nur träumen kann. An oder gar über eine Million wollte live dabei sein, wenn Rotweißrot große Sprünge machte.

G´hupft wie g´sprungen. Diese Tage sind längst vorbei. So paradox es auch klingt, die Erfolge haben nicht das Eis gebrochen, sondern die Erfolglosigkeit hat diese Kunstform des Sports bei uns auf Eis gelegt. Die Abwärtsspirale hat sich immer schneller und so schnell gedreht, dass die einstige Eislaufweltmacht, die Medaillengewinner zu großen Revue-Unternehmen exportierte,  inzwischen mit Import-Produkten a la Olga Mikutina oder Maurizio Zandron versuchen muss, zumindest den Sprung in ein 24er-Finale zu schaffen. In the Middle of Nowhere…

Das nicht mehr ganz so junge Springinkerl Mikutina aus Charkiv, die im Ländle groß geworden ist, hat´s trotz eines Sturzes bei der obligaten Triple-Kombination im Kurzprogramm zumindest in die große Kür geschafft – als Zwanzigste von 24 Qualifizierten. Der fünfte Platz, von dem sie vordem geträumt hat, ist allerdings so weit weg wie der Mond. Oder eine Live-Übertragung in einem der heimischen Sender. Nur zu hoffen, dass aus der einstigen Medaillenhoffnung Olga (2020) keine zweite Julia Lautowa wird. Hoch gehandelt, aus allen Wolken gefallen. Und so verschwunden wie die rotweißrote Eiskunstlauf-Weltmacht…

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