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UWW oder: Warum in der Sportstadt Wien ihre Traditionsvereine langsam verschwinden…

Mein alter, leider viel zu früh verstorbener Freund, der Sport- und Handballfanatiker Harry Dittert, würde sich im Grabe umdrehen, hätte er gehört, was einer seiner früheren Schützlinge und jetzige UWW-Zampano Konrad „Conny“ Wilczynski gesagt hat. Oder womöglich ganz bewusst hat sagen müssen, um vielleicht das Steuer noch herumreißen zu können. Conny, vielfacher Nationalspieler und im Handballmekka Deutschland eine Legende als Schützenkönig, hat nicht mehr und nicht weniger angekündigt, dass der mittlerweile wieder um den Meistertitel kämpfende Traditionsverein Union West-Wien den Profibetrieb einstellen, also zusperren und aus dem Handball-Geschehen verschwinden müsse. Zwangsweise, weil die Kosten nicht mehr zu stemmen wären, obschon ein Spitzenklub im Handball mit einem mittleren Fußballverein kaum zu vergleichen sein dürfte, was den finanziellen Aufwand anbelangt.

Ob der Wilczynski-Aufschrei ein Echo findet oder aber auf taube Ohren stößt, lässt sich schwer zu taxieren, wie die Vergangenheit aber lehrt, sind vor allem die bürgerlichen Allroundvereine in Wien nach und nach aus den Profiligen verschwunden, man denke nur an den WAC, an den WAF, an Cricket, die einst über viele Sportsektionen verfügt haben, jetzt aber vielleicht noch eine oder zwei haben. Wie der schon genannte, frühere Fußball-, Handball-, Hockey-, Tennis-, Leichtathletik, ja sogar Skiverein WAC (Wiener Athletiksport-Club), bei dem nur noch (und wieder) Landhockey und – von vielen Ex-Kickern und Promis aller Bereiche – auch Tennis gespielt wird. Und jetzt ist halt Union West Wien dran, das ja zumindest im Handball schon längst aus dem Westen Wiens, der Halle in der Altgasse, Hietzing, ausquartiert worden war, um seine „Heimspiele“ in der Südstadt auszutragen, also nicht in Wien, sondern in Niederösterreich!

 

Ob Conny Wilczynski mit seiner Ankündigung die Sport-Obrigkeit in der “Sportstadt Wien” aufrüttelt, muss eher bezweifelt werden..

Ja, so schaut es aus in der Sportstadt Wien, in der es zwar einen ehemaligen, gut platzierten Olympiafechter als einen nominellen Sportchef gibt, von dem sich aber die Obrigkeit eher denkt, dass man eigentlich keinen Richter braucht, wenn man selbst zur Axt oder Hacke greifen kann. Was den sportlichen Westen Wiens betrifft, so sind zwar die Rapid-Grünen auch von den Roten mit der neuen Allianz-Arena zukunftsträchtig versorgt worden. Ansonsten aber schaut´s eher triste bis traurig aus in den von meist betuchten Familien bewohnten Gegenden der Hauptstadt-

Warum? Weil alles, was geplant wurde und wird, sich zwischen Prater und St. Marx abspielen wird, darunter endlich und lobenswerter Weise neben dem Globe-Theater auch eine große (Sport)Eventhalle mit einem 50m-Indoor-Pool, die die aus den Nähten platzende alte Stadthalle entlasten soll. Also frei nach Erich Maria Remarque, allerdings auf Wien und UWW bezogen: Nichts Neues im Westen. Dafür aber zugesperrt und entsorgt ebendort das Alte mit großer Tradition und großen Erfolgen, das jahrzehntelang mehr als nur gute Dienste verrichtet hat.

Wenn UWW tatsächlich verschwinden sollte, dann könnte ich mir als altbekannter Verschwörungstheoretiker schon vorstellen, dass es einen Nutznießer aus Wien-Margareten gibt, der sich die besten freien Spieler schnappt, bevor sie sich andere unter den Nagel reißen. Ja, so schaut es in einer Sportstadt aus, die sich so nennt, in der aber (Spitzen) Sport mit wenigen Ausnahmen a la Marathonlauf oder Tennisturnier nur eine Neben- oder Handlangerrolle spielt. Schon Freund Harry Dittert hat mit dem ihm eigenen Fanatismus und Widerstandsgeist dagegen angekämpft…

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