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Schwimmverband oder: Wie man die eigene Weltklasse unter den Tisch kehrt

Zuletzt hatte der Fußball jak Hochkonjunktur mit Champions und Europa League, aber auch Bayern-Schlamassel, das unsereins der Nähe zu München wegen schon immer interessiert hat. Und dazu läuft auch der Countdown zum Vienna City Marathon am Sonntag mit etwa 40.000 Anmeldungen, Verkehrsbehinderungen und durchgehender Berichterstattung in allen ORF-Programmen und auch anderen Networks. Da ist die Konkurrenz für andere natürlich groß, gar keine Frage. Aber wenn das größte internationale Schwimmfest im Lande, das vormalige Ströck- und jetzige Int. BAUakademie-Meeting in Graz-Eggenberg zum Beispiel im ORF nicht einmal unter den nebensächlichen Sportnotizen vorkommt, geschweige denn mit Schlagzeilen, dann sollte sich die Selbstbeweihräucherung des Verbandes endlich aufhören.

Gut und schön, mit Weltklassegästen kann Graz nicht aufwarten wie in früheren Zeiten, auch Vorzeigekrauler Felix Auböck, der Exweltmeister, ist nicht am Start, aber immerhin gibt´s ja noch den einen oder anderen heimischen Weltklassemann, der sich aus dem Training einer Formüberprüfung stellt. Wie etwa die beiden Wahllinzer aus Innsbruck, Allrounder Bernhard Reitshammer und Delphinschwimmer Simon Bucher, die bei der Vorjahrs-WM um ein Haar sogar Medaillen gewonnen hätten, aber auf einer ihrer bevorzugten Strecken in der aktuellen Weltrangliste immerhin Platz 6 (Bucher, 100m Delphin in 51,20) und Rang 9 (Reitshammer, 50m Brust, 27,05) einnehmen, also unter den Top 10 der Allerbesten der Welt sind.

Anders als andere heimische Sportverbände, die mitunter auch viel zu viel Lärm um Nichts machen, übt sich der Schwimmverband offenbar in der Kunst, die Glanz-Lichter unter den Scheffel zu stellen, was – ein Insiderscherz – nichts damit zu tun hat, dass Bucher in Graz den tschechischen Weltklassemann Sefl um gut zwei Zehntel besiegt hat. Eine durchaus bemerkenswerte Leistung, weil der Linzer aus Tirol nach seiner Topleistung im März (Olympialimit in Edinburgh) durch eine Corona-Erkrankung gebremst worden war, also die verlorene Trainingszeit erst wieder aufholen musste.

Wäre ich in der Haut des Simon oder des Bernhard, würde ich solche Spitzenleistungen bringen wie eben diese beiden, aber auch noch ein Gigler, Bayer, Rothbauer, Mladenovic, eventuell auch wieder Lena Grabowski, die aktuell weit hinter ihren Bestzeiten herhinkt, ich würde mich über Mangel an Respekt, Anerkennung,  fehlender medialer Beachtung und damit verbunden auch mangelnder Sponsoren zumindest so lauthals beschweren, wie das einst der vorlaute Markus Rogan im Streit um die Schwimm-Ausrüstung auch fernsehwirksam getan hat. Beide Schwimmer haben in Graz schon gewonnen- mit Topzeiten…

Derzeit aber scheint der Schwimmverband den Schlaf des Gerechten deshalb in voller Zufriedenheit zu schlafen, weil sein Präsident jetzt einer von mehreren Vizepräsidenten des Europaverbandes geworden ist. Dass da trotzdem mehr Bäder, Wasserflächen und Trainingsstätten hierzulande  geschlossen wurden und werden, scheint die braven, folgsamen Mitglieder nicht zu stören, die ja mehrheitlich in regionalen Dimensionen und nicht in Weltklasseregionen denken. Man soll ja nich die einen gegen andere Sportler: Innen aufrechnen, aber unsere möglichen Marathonheld; Innen liegen im World Ranking meilenweit hinter den von mir genannten Schwimmern. Aber offensichtlich entgeht das den Entscheidungsträgern.

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