Österreich, deine Auslandsösterreicher! Ja, so könnte man sagen. Ehe die Schwimm-WM mit Felix Auböck und anderen Medaillenhoffnungen in Fukuoka, Japan beginnt, hat der mit Fünfzehn von Wien und GC Fontana in die Mama-Heimat Georgia gewechselte Golfprofi Sepp Straka mit seinem zweiten Triumph auf der US-PGA-Tour für mehr als nur ein Ausrufe-Zeichen gesorgt. Der kraftstrotzende, aber auch gefühlvolle Ex-Schüler-Tormann bei Trumau schien bei der John Deere Classic in Detroit auf dem Weg dazu, Golfgeschichte mit einer 59er-Runde zu schreiben, was bisher erst zwei Golfern gelungen war.
Aber kaum war, wie er selbst gestand, diese historische Chance in seinen Sinn gekommen, kaum hatte er diese Gedanken verdrängt („Es hat meinen Game-Plan nicht verändert!“), da verlor der so stoisch ruhig wirkende Sepp erstmals seinen bis dahin fabelhaften Schwung – und schon plantschte der Ball ins Wasser. Ein Fehlschlag mit vermeintlich fatalen Folgen, weil mit dem Doppel-Bogey just am letzten Loch sein veritabler, uneinholbarer Vorsprung von vier bis 5 auf zwei Schläge auf die ersten Verfolger geschrumpft war, die noch einige Löcher vor sich hatten – und von denen die Gefahr drohte, dass sie Straka in ein Stechen zwingen könnten, derer er schon zwei vor einem Jahr verloren hatte.
Als er gemessenen Schrittes, von tröstenden Zurufen und auch Beifall von Tausenden an Fans begleitet, zum Klubhaus marschierte, spürte der mitternächtliche TV-Zuseher die innere Anspannung beim Sepp, der danach auf der Driving Range auf die Bälle drosch, um für alle Fälle in Schwung zu bleiben. „Das“, so gab Straka im Siegerinterview dann zu, „ waren die aller schlimmsten Momente an den vier Tagen, weil du ja total hilflos bist, dir die Hände gebunden sind, du abhängig bist von den anderen!“
Der Kelch ging an Straka vorüber, weil unter Druck auch die Verfolger (Todd, Smalley) zumindest einen Schlag verloren statt zu gewinnen. Und so war dann der zweite US-Sieg des Amerikaners aus Wien („50:50 oder einmal 100 % da, einmal 100% dort) trotz des Wasserschlags in trockenen Tüchern. Und nicht nur in der Kassa klingelte es für den immer noch jung verheirateten „Häuslbauer“ ordentlich mit 1,33 Millionen Dollar an Preisgeld, im FedEx-Cup-Ranking katapultierte sich Straka von 50 auf 18, die Tourkarte hat er jetzt inklusive 2025 ebenso wie das Startrecht bei Majors, wo er zuletzt (PGA-Championships, Wanamaker-Trophy) als Siebenter das erste Top-10-Resultat eines Österreichers schaffte.
Und Sepp, der Longhitter, der zuletzt extrem viel an seinem kurzen Spiel gefeilt hatte („Darum ist auch der Putter ab dem zweiten Tag heiß gelaufen!“), darf jetzt auch darauf hoffen, dass er von Captain Luke Donald (GB) für das Europa-Ryder-Cup-Team nominiert wird. Denn US- oder Georgie-Zungenschlag hin oder her – Straka figuriert in der US-PGA als Österreicher mit rotweißroter Flagge. Seinen Aufstieg aber können sich nur sein früherer Fontana-Trainer Claude Grenier, seine Mama, die ihn und Zwillingsbruder Sam stets zum Golfen geführt hat, sein Herr Papa, der Innenarchitekt vom Petersplatz in Wien, die harte US-Golfschule und auch seine Frau samt Familie im Besonderen an die Brust heften, nicht aber die heimische Sportbürokratie.
Nirgendwo sonst wie beim Golf, wo jeder gegen das Loch und auch gegen seine Schwächen spielt, ist der Stärkste wie der Schwächste mit sich allein. Österreich darf stolz sein, solch einen Auslandsösterreicher zu besitzen, der ab 15 vom College bis zu seinen historischen Siegen auf der US-Tour seinen eigenen Weg zum Millionär gegangen ist – wie übrigens auch NBA-Basketballriese Jakob Pöltl, natürlich ohne Hilfe des Oberrevoluzzers Martens. Aber selbst dann, wenn er noch so viel gewinnen würde, so wird es ein im Ausland zum Kraulweltmeister, EM-Silber- und Bronzemedaillengewinner gereifter Auslandsösterreicher wie Felix Auböck finanziell viel billiger geben müssen als Golger oder Basketballer. So ungerecht ist das unterschiedliche Sport-Leben selbst an der Weltspitze, wenn man nicht gerade Mark Spitz oder Michael Phelps heißt…