Ich möchte mich heute in meinem Blog einigen Themen widmen, die normalerweise jedes für sich aufzuarbeiten wäre. Leicht marod, wie ich war, wollte ich Samstag aus Bettperspektive in unseren TV-Programmen womöglich interessante Nachlesen zu Topresultaten abseits von Thiem-Wehklagen sehen, statt Endlos-Wiederholungen der tollen LA-WM statt zumindest Zusammenschnitten vom Zürich und China-Diamond-Meeting bewundern, statt Formel 1 bis zum letzten Kratzer, den ein visuell noch unbekannter Pilot im freien Training um die silberne Ananas verursacht, lieber historisches Springreiter: Innen-Bronze oder Vuelta-Radklassiker verfolgen statt Yoga-Spezialisten anzubeten und Fitness-Tanten stundenlang nachzuäffen – und lieber echtes First-Class-Tennis wenigstens zeitversetzt sehen als Ankündigungen über Challenger-Turniere vIn Tulln bis Bad Walterdorf zu hören.
Oder schlussendlich als absolutes Highlight des frühen Samstag-Nachmittags dann die Live-Übertragung des Frauenfußball-Hits des SKN St. Pölten in Blau gegen First Vienna Football in Gelb, von dem eine mir noch unbekannte, aber stets schnatternde Frauenstimme die immer professionellere Vienna (vom Umfeld über Fitness-Center bis zu höheren Gagen) vor dem Anpfiff so in den Himmel hob wie den heimischen Frauenfußball im Allgemeinen, ganz so, als hätte er nicht die WM verpasst und ganz so, als würden ihm die Fans im Bundesliga-Alltag die Türen einrennen.
Der Schuss, so könnte man sagen, ging doppelt nach hinten los, weil die professionelle Vienna gegen Rekordmeister SKN mit 1:5 unterging. Und da uns die böse TV-Kamera nur die grüne Baumseite des Trainingsgeländes zeigte, war kein Fan zu sehen. Ob sich wohl alle verirrt und am falschen Platz waren, weil die jungen Fußballdamen lieber unter Ausschluss der Öffentlichkeit spielen wollten aus Angst, der eine oder andere Küsser-König könnte nach dem Schreckens-Vorbild des Herrn Rubiales das Feld stürmen oder gar eine Torjägerin ins Visier nehmen. Ja, wer weiß? Alles unter dem neuen, auch von Fifa, UNO und Politikern (im Gegensatz zu spanischen Richtern) zum TV-Credo erhobenen Motto: Fürchte Dich vorm Mann. Sorry, Her Zuckerbäcker …
Nach dem Ausflug ins beschaulich-überschaubare Grüne mit fußballerischen Grünschnäbeln komme ich zu einem ganz anderen Thema, bei dem es sich ums Geld dreht – nicht nur um das Wahnsinnskarussell, das sich nicht dank, sondern leider durch die Saudi-Anerkennungssucht in etwa abspielt wie das schon einmal mit dem Sport als Lokomotive für KP-Ideologie mit der DDR abgespielt hat, die ziemlich sächsisch, sächselnd dominiert war, was wir punkto Dialekt über die Saudis und ihre ähnlich reichen Scheich-Brüder nicht sagen können/dürfen.
Mittlerweile sind ja unsere großen deutschen Brüder, die man und vor allem sie sich selbst nach der 1990-Wende für bald unschlagbar gehalten hatten, in unsere Niederungen hinabgestiegen, man denke nur an die Fülle an österreichischen Legionär: Innen (Fußball, Handball), an die einst so stolzen deutschen Goldfische im Schwimmen, wo es jetzt eine Bronzene in Japan gab, und die – wie bei uns – medaillenlose, aber sonst so tolle LA-Weltmeisterschaft in Budapest. Ja, ohne Entwicklungshilfe aus dem Ausland geht mittlerweile nichts, wenn Golden Girl Malaika (Engel auf Arabisch) Mihambo, Pfälzerin mit Sansibar-Papa, verletzungsbedingt ausfällt, dann …
… ja, dann hat Deutschland und die Samstag-TV-Sportschau eine unglaublich sympathische, bescheidene, charismatische farbige Alternative anzubieten. Und die wäre, wenn sie kein LA-Experte sind? Ein seit Jahren in Austin lebender, studierender, vom Kicker zum Zehnkämpfer mutierter Leo Neugebauer, voreilig in Budapest als Golden Boy gefeiert, nach zwei, drei Patzern aber immerhin mit 8645 Punkten als Jung-Twen guter Fünfter und abgesehen vom Speerwerfer Weber bester deutscher Athlet wurde.
Interessant, was er alles zu erwählen hatte, einerseits vom Schlaraffenland für Sportler, die dort zur NCAA-Beletage gehören, zum anderen aber, dass er vielleicht auch Profikicker mit großem Profit hätte werden können, wer wei0, aber die Vielfalt im Zehnkampf, die enorme Herausforderung, aber vor allem mehr und größerer Spaß wären die wichtigsten Faktoren und Triebfedern gewesen, sich mit 15 gegen Fußball, MLS und Europaligen, aber für den Zehnkampf zu entscheiden. Ja, so was muss in einem tief drinstecken, die Lust bis Sucht, dereinst ein König zu werden. König der Leichtathletik!
Und das führt mich zu einer, wenn ich mir erlauben darf, das so zu formulieren, vielleicht unterschätztesten, wenn nicht unbekanntesten Tennisspielerinnen der Welt, die sich immer mehr ihrem Traum nähert, eine Queen zu werden, wenn nicht heuer, dann …? Ob Sie, werte Blog-Freunde wissen, von wem ich da so kryptisch rede? Von einer echten, Amerikanerin mit koreanischer Mama, deren Namen eher unamerikanischen klingt, nämlich Jessica Pegula! Das Interessante an Frau Pegula ist nicht nur, wie gut sie spielt, wie sie Matches umdreht, wie sie sich Jahr für Jahr verbessert mit dem Ziel, dereinst die Beste zu werden, das Interessanteste an ihr ist, dass sie sich überhaupt entschieden hat, professionell Tennis zu spielen gegen Kleingeld gemessen an Milliarden, in denen die Familie schwimmt.
Pegula ist, um es drastisch-populistisch zu sagen, das Kontrastprogramm zu einer Paris Hilton, die höchstens dann, wenn ihr danach ist, ein Tennis-Match mit Jessica beim US-Open anzuschauen gedenkt. Sie ist die Tochter eines ehemaliger Frackers, der es durch geschicktes Handeln zu knapp 7 Milliarden Dollar gebracht hat, jawohl MILLIARDEN – durch den Verkauf von Öl- und Gas-Grund an Shell, wofür er sich die Profiklubs Buffalo Sabres (wo einst Vanek in der NHL angeheuert hat) und die Buffalo Bills (NFL) geangelt und weiteres Geld in TV-Networks und lukrative Entertainment-Projekte gesteckt hat.
Frau Pegula könnte also in Luxus baden und so ihr Leben in dolce fa niente genießen, aber sie genießt es lieber, sich im Training zu quälen, um Gegnerinen zu verprügeln. Nicht der Snobiety-Trieb, sondern der sportliche Stachel, sprich: Ehrgeiz, war das stärkere Drang. Das, werte Kollegen und Freunde, wäre so wichtig hervor zu streichen, damit diese ganz Money-Mania, die immer mehr den Sport samt Berichterstattung der Superlativen-Sucht dominiert, auf ein Normalmaß reduziert.
Natürlich schießt Geld mehrheitlich Tore, aber sie würden nicht geschossen, hätten die Abermillionen geholten und sündteuer bezahlten Schützen (in ihren besten Jahren, ohne Auslaufmodelle) nicht das (Sportler-) Herz am rechten Flecken. Geld in welcher Höhe immer ist auch immer nur Lohn, vielleicht auch ein wenig zusätzlicher Ansporn, aber nie und nimmer die wahre Triebfeder des Erfolges. Wäre es anders, würden ja weder eine Jessica Pegula bei Hitze um jeden Punkt rennen wie ums Leben und ein Djokovic mit ein paar hundert Millionen am Konto immer noch vom nächsten Grand-Slam träumen!