Ski, Biathlon, Fußball, Schwimm-WM und natürlich die Super Bowl im American Football, die 50 Jahre nach dem legendären Toni Fritsch auch bei uns als Big Business entdeckt wurde. Angesichts dieses Angebots spielt Hallen-Leichtathletik natürlich nur eine Nebenrolle, obschon es sowohl bei den Balkanmeisterschaften in Istanbul zum einen, bei den Mehrkampfmeisterschaften in der Linzer Tips-Arena andererseits nicht nur um mögliche Titel und Medaillen, sondern auch um Limits für die Hallen-WM (1. – 3. März) in der Emirates-Arena in Glasgow geht.
Kaum zu glauben, aber wahr, dass nicht weniger als ein halbes Dutzend an heimischen Vielseitigkeitsdamen, jawohl sechs mehr oder weniger junge, mehr oder weniger erfahrene, mehr oder weniger durch Verletzungspausen gebremste Mehrkämpferinnen jetzt die magische Punktezahl von 4528 Punkten jagen und knacken wollen, mit der die US-Amerikanerin Allie Jones derzeit den letzten WM-Quotenplatz besetzt.
Neuer Anlauf: Mayr. Dadic will wieder jubeln. Gegen Limit-Hürde: Posch.
Auch wenn natürlich jede gegen jede kämpft, so zeichnet sich auf der Gugl auch ein Duell des Establishment- und Comeback-Trios mit den Ex-Medaillengewinnerinnen Verena Mayr (vormals Preiner), Ivona Dadic und Ex-Juniorenweltmeisterin Sarah Lagger mit den nachdrängenden Aufsteigerinnen Isabel Posch, dem Universiade-Golden Girl, mit Sophie Kreiner und Chiara Belinda Schuler ab. Kurzum, nichts scheint ausgeschlossen, auch ein Generationswechsel möglich, weil bei den einen womöglich schon der Zahn der Zeit nagt, dort aber die Zeit langsam reif zu sein scheint, mit der Nachfolge ein stolzes Erbe anzutreten.
Bei allem Respekt vor Topleistungen anderer heimischer Sportler oder Bewunderungen für Weltstars aus dem nahen oder fernen Ausland, so würden es die heimischen Frontrunner und Trendsetter in klassischen Olympiadisziplinen verdienen, prominenter in die Auslage gestellt zu werden – und nicht nur dann und dort, wo gut vernetzte, durchaus tüchtige PR-Agenten ihre medialen Verbindungen so gut spielen lassen, dass dabei Perspektiven verschoben bis verzerrt werden.
Wie zuletzt am Beispiel des mittlerweile in die 30er-Jahre gekommenen Comeback-Kids Ivona, die sich als höchst possierliche Athletin optisch zumindest so gut sehen lassen kann wie die hübsche, aber sportlich mittelmäßige deutsche 400m-Läuferin Alycia Schmidt. die sogar schon Magazin-Cover geziert hat. Bei ihrem Comeback in Tallinn nach fast zwei Jahren allerdings fehlten der inzwischen in Schweden lebenden und trainierenden Dadic etwa 900 Punkte zum WM-Quotenplatz, um den es in Linz geht. Aus der Hüfte lässt sich da schwer schießen.
Und wenn von Respekt die Rede war, dann muss er auch den Jung-Twens und möglichen LA-Stars von morgen gezollt werden, die abseits von Insidern der Szene noch keine Begriffe und damit Namen sind, bei denen man ihr Bild vor Augen hat. Ich meine damit den Mittelstreckler Kevin Kamenschak, der schon Nachwuchsmedaillen gewonnen und in Istanbul eine Goldchance hat.
Oder aber den erst 21jährigen Langstreckler Sebastian Frey, der im On Athletics Club-Team mit Topleuten unter Toptrainer Dreissigacker so gut trainiert hat, dass er den 38 Jahre alten Hallenrekord des mittlerweile pensionierten Hallen-Europameisters Didi Millonig in Boston, USA, um neun Sekunden auf 13:24, 39 Sekunden verbesserte und jenen von Günther Weidlinger über 3000m kürzlich in 7:44,67 nur um eine halbe Sekunde verpasste.
All das im zarten Alter für einen Ausdauersportler von keinen 22 Jahren. Hier schlummert Potenzial, das darauf wartet, veredelt zu werden. Und als Laufjuwelen zumindest in Europa das Schattendasein gegen Rampenlicht tauschen.