LIVE MIT JOE METZGER

Obwohl die Alten weiter Siegeslieder singen, wird´s Zeit, dass ganz Junge zwitschern

Welch ein Ski-Wochenende aus rotweißroter Perspektive. Siege an fast allen Fronten, ob auf Schanzen, auf Bretteln oder Brettern. Jetlag hin oder her, auch mehr oder weniger lange Flugwege können nicht verhindern, dass Stefan Kraft der König der Lüfte bleibt, der in Oberstdorf mit seinem 10. Saison- und dem schon 40. Karriere-Sieg an die dritte Stelle der Ewigen Rangliste segelte! Da wollte und konnte die Sportlerin des Jahres, Eva Pinkelnig, natürlich nicht nachstehen, um in Hinzenbach bei Linz, die OÖ-Lokalmatadorin Seifriedsberger im Podium-Schlepp, gleich einen triumphalen Doppelpack zu landen.

Und wieder Tausende an Flugkilometern entfernt kurvte Manuel Feller, inzwischen nicht nur pfeilschneller, sondern gereifter und vor allem standfester Slalomkünstler, in einer kalifornischen Ecke im roten Trikot zum vierten Saisonsieg, während die Snowboarder in Polen sowohl Siege als auch Podestplätze sammelten. Und wer weiß, ob nicht auch die Abfahrtsdamen in Val di Fassa noch was dazugelegt hätten, wären die Speedrennen nicht von Unmengen am Neuschnee begraben worden.

Die Week-Bilanz war, um das zu wiederholen, schnee- und hoch-weiß, wozu man dem Skiverband natürlich gratulieren muss. Schließlich gilt es, Feste zu feiern, wenn sie fallen. Aber nicht als unverbesserlicher Nörgler vom Dienst, sondern als Rufer in der allzu lange vermissten, doch noch eingetroffenen Schneewüste möchte ich darauf verweisen, dass wir aktuell vor allem von den alten Hasen männlicher wie weiblicher Seite (ausgenommen Kombinierer und Langlauf-Mohikaner Vermeulen) leben als von jungen Löwen. Auch ein Stefan Kraft ist jenseits der 30 wie seine Kumpanen Hayböck und Huber, ganz zu schweigen vom ewig jungen Fettner, der sich dem 40er nähert.

Auch die mehrfach vergoldeten Boarder-Könige Karl, alles andere denn ein Benjamin, auch wenn er so heißt, oder Promegger, sind taufrisch, erleben aber zweite und dritte Frühlinge wie Claudia Riegler, die schon längst den 50er am Buckel hat. Und wenn wir zu den Pistenartisten auf zwei Bretteln schauen, dann … ja, dann müssen wir feststellen, dass in Abwesenheit von Blacky Schwarz die verbliebenen Siegläufer Kriechmayr (32) und Feller (31) ebenso jenseits der 30 sind wie Doppelolympiasieger Strolz, der mit sich km  Clinch ist – und bei den Damen gilt das auch für Conny Hütter (31), Mirjam Puchner (31) oder Stephanie Venier (30), während sich das runderneuerte „Talent“ Ariane Rädler auch schon auf den 30er zugeht.

Natürlich stimmt es, dass der Spitzensport durch die gesteigerten Anforderungen immer älter wird, was aber nichts daran ändert, dass hinter der immer älteren heimischen Spitze offenbar eine Generationenlücke klafft, die darauf wartet, geschlossen zu werden. Dann und wann zeigt zwar der eine oder die andere aus der Gruppe der Jung- und Mittzwanziger auf, aber selbst die Haasers, Gstreins, Babinskys oder (Julia) Scheibs sind alle älter als ein Odermatt oder nur wenig jünger als eine Shiffrin.

Wenn ich mir über Jahre hin weg die Engwicklung manch einer oder eines anschaue, die stagnieren, dann ist´s höchste Eisenbahn, dass man vermehrt die ganz junge Garde forciert, damit sie such die Hörner abstoßen und7oder wichtige Erfahrungen sammeln kann. Wer zu spät kommt, den bestraft mit dem Leben auch manch verpasste Geschichte. Von Pisten über Schanzen, von Brettern bis zu Bretteln, die längst aus Hi-Tech-Stoff sind. So gut die Altern immer noch singen – es wird Zeit, dass auch die Jüngeren und die ganz Jungen endlich anfangen zu zwitschern!

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