Die Wogen gingen höher als hoch, weil nicht nur die üblichen Rapid-Krakeeler oder auf Wienerisch besser: Rotzbuben sich im 3:0-Siegesrausch ein Mütchen an den violetten Erzrivalen kühlten. Am aller schlimmsten aber, dass Rapid-Galionsfiguren und noch dazu ein grünweißer Fußballgott wie Stefferl Hofmann die Schmähgesänge in landesüblicher Fäkal- oder homophober Sprache sogar angestimmt hatten. Wovon sich der Fußballgott nach interner Verwarnung und Belehrung eines politisch korrekten Präsidenten aber dann öffentlich und fast weinerlich dafür entschuldigte, dass das, was da beim Derby-Sieg lautstark und darum auch unüberhörbar passiert war, eigentlich nicht für die Öffentlichkeit gedacht gewesen wäre. Ja, so etwas an absurder Entschuldigung muss einem erst einmal einfallen! Jedenfalls waren die Worte keineswegs kalmierend, was die sozialen Medien betrifft, sondern nur ein zusätzlicher Anstoß für weitere Wellen an Erregung bis Empörung, an Aktion und Reaktion, nicht nur druckreifer Art.
Wie immer ein auf Randgruppen aller Formen spezialisierter politischer wie medialer Mainstream auch ticken und vorschreiben mag, so erlaube ich mir in aller Dreistigkeit zu behaupten, dass einst wie jetzt vor allem die eingefleischten Klub-Fans weder Kinder von Traurigkeit waren/sind – und die Fußballzuschauer nichts mit einem hochwohlgeborenen Konzertpublikum oder gar Kirchenbesuchern zu tun haben. Nicht etwa, dass ich da ein Plädoyer für Rowdys, Rüpel oder sonstige Extremisten welcher Richtung immer halten will, ganz im Gegenteil. Ich bin aber der festen Überzeugung, dass es mitunter vernünftiger wäre, den einen oder anderen auch aus Emotionen heraus erfolgten verbalen oder gedruckten Übergriff eher zu ignorieren oder runterzuspielen denn aufzubauschen, damit sich daraus womöglich nicht nur ein Schlagabtausch in den sozialen Medien entwickelt, wie immer sie sich nennen.
Es wird, vor allem im emotionsgeladenen Fußball, in der Regel viel heißer (auf) gekocht als gegessen. Und manch Diktate von oben können leicht zu Reizreaktionen führen, die man schon gar nicht braucht. Leider aber diktieren immer mehr Quereinsteiger, die weder vom Fach sind noch wissen, wie die Fans ticken, aber in politisch korrekten Dimensionen geschult sind, was nicht sein darf, vermieden werden und nicht geschehen soll. Merks Öffentlich-rechtlicher, was immer man darunter versteht, Wo gehobelt wird, dort fliegen Späne. Quintessenz: Lasst´s lieber die Kirch´n im Dorf statt Leus zu wecken.