Lange hat man von ihr nichts gehört oder gesehen. Verständlich. Schließlich konnte Simona Halep, frühere Wimbledon-´und Paris-Siegerin sowie Nr. 1 im Damen-Tennis, seit der Erstrunden-Pleite im US-Open 2022 gar nicht spielen, weil sie wegen eines vermeintlich groben Dopingvergehens oder gar Blutpassfälschung für nicht weniger als vier Jahre gesperrt worden war. Die inzwischen wieder vom Millionärsgatten geschiedene Simona lief in einigen Instanzen solange dagegen Sturm, bis der internationale Sportgerichtshof in Lausanne (CAS) gestern die Sperre auf neun Monate reduzierte, weil sie nicht vorsätzlich, sondern nur fahrlässig gehandelt und was den Blut-Pass betrifft, sich einiger OP´s wegen gar keine Schuld zukommen habe lassen.
Zwar nicht ganz, aber fast so etwas wie ein Freispruch eineinhalb Jahre nach der, wie sich offenbar herausstellte, lässlichen Dopingsünde. Wasch mir den Pelz und mach mich nicht nass, das mögen sich die (Sport) Richter dabei vielleicht gedacht haben. Möglicherweise hat dabei auch, wie mitunter gemunkelt, ihr alter Mentor Ion Tiriac ebenso eine Rolle gespielt wie ihr australischer Trainer-Guru Darren Cahill oder viele ihrer Gegnerinnen wie alter Grandezzas, die Halep kannten und sich nicht vorstellen konnten, dass sie sich wissentlich gedopt haben, sondern nur eine von der Mouratoglou-Akademie empfohlene bittere Pille geschluckt haben dürfte. Im blinden Vertrauen auf ihre Betreuer, was allzu blauäugig gewesen wäre.
Ob, wann, wo, in welcher „Liga“ und in welcher Verfassung die mittlerweile 32jährige rumänische Tennis-Ikone wieder ins Turnier-Geschehen eingreift, ist noch nicht bekannt. Angesichts der Abermillionen, die sie mit Tennissiegen und Topverträgen verdient hat, muss man sich aber um Frau Halep – übrigens Tochter einer reichen Familie aus Constanza, die Milchprodukte erzeugte – wohl kaum Sorgen machen. Aber noch weiß man ja nicht, ob Simona mit dem frischen „Fast-Persilschein“ in der Hand nicht auch hochgerechneten Verdienstentgang einklagen könnte oder sogar würde, wenn ihr die zuletzt erfolgreichen Juristen in dieser Causa dazu raten. Ja, wer weiß, was dieses Präzedenzurteil noch alles nach sich zieht…
Aber stellen Sie sich einmal vor, es hätte sich nicht um eine wohlbestallte Tennismillionärin, sondern ein hochtalentiertes, aber noch unbemitteltes Starlet am Beginn seiner Karriere gehandelt, dem widerfahren wäre, was mit Halep geschehen ist, dann … ja, dann wäre Schluss mit lustig gewesen, bevor alles angefangen hätte. Kaum anzunehmen, dass sich bei einer noch armen Kirchenmaus ein ganzes Anwaltskonsortium um ein junges Mädel oder einen Burschen gekümmert hätte, eher ist anzunehmen, dass sauertöpfische Moral-Apostel, Weltverbesserer und Gutmenschen über sie oder ihn den Stab gebrochen hätten als Dopingsünder, nein: Betrüger, an denen man ein Exempel statuieren müsse.
Und wer dann fast schuldlos im nachhinein exkulpiert wird, der hat halt Pech gehabt. Wie viele, die dieses Modewort noch im Ohr haben aus der Pandemiezeit, so sagen Verantwortliche dann nur achselzuckend, aber unverschämt: Sorry, Bad Luck, halt ein Kollateral-Schaden, kann schon vorkommen, wenn man viel wichtigere, größere Ziele erreichen will. Auch Selbstherrlichkeit manch profilierungssüchtiger, sportfremder Juristen ist verwerflich bis skandalös. Der Fall Halep hat es aufgezeigt …