Der einen Freud, der anderen Leid. Welch ein Happy End für Conny Hütter, die mit dem Sieg in der umwehten finalen Abfahrt von Saalbach auch noch der enttäuschten und enttäuschenden Lara Gut deren vierte Kugel der Saison wegzuschnappen konnte, um mit Jubelsprüngen, Umarmungen und Kolleginnen-Küssen unsere einzige einzelne bei den Alpin-Damen zu feiern. Freude schöner Götterfunken, der derart übersprang, dass einer der ÖSV-Trainer samt Video-Hochstand in den Schnee fiel.
Auch wenn einem die universelle Gesamtweltcupsiegerin Lara leidtun konnte, so ist dieser finale Hütter-Siegesstreich bei der WM-Generalprobe zwar noch nicht Goldes wert, aber zum einem Balsam auf viele Wunden, zum anderen aber auch ein Vorschuss, was alles am Zwölferkogel möglich ist. Dem alten Abfahrts- und neuen Damenchef Roland Assinger sei gedankt, dass es ihm gelungen ist, trotz des Ausfalls einer Nina Ortlieb und der Rücktritte der Mütter oder Mamas in spe wie Tippler und Siebenhofer mit den einst unter seiner Ägide aufgestiegenen Speed-Damen Hütter, Venier, Puchner, dazu noch einer Rädler und zuletzt Ager, eine kompakte, solide Basis geschaffen zu haben. Eine, die sich das Glück erarbeitet und damit auch verdient hat, obschon Wind und Wetter einige Kapriolen schlugen, die fast noch alles auf den Kopf gestellt hätten.
Womit wir trotz triumphal-versöhnlichem Happy End doch hinterfragen sollten, ob an Tagen wie diesen, an denen ein angekündigte Wetterumschwung pünktlich eintraf, vertraglich vorweg geregelte TV-Übertragungszeiten gegen Wunsch und Willen von Trainern wie Läufer: Innen wichtiger sind als ein vorverlegtes, aufgezeichnetes Rennen um eine Weltcupkugel und nicht um Kaisers Bart unter fairen sportlichen Bedingungen? Nicht etwa, dass man der ersten heimischen Speed-Queen seit fünf Jahren (Schmidhofer 2019) diese Kugel nicht gönnen würde, man tut´s sogar vom Herzen, weil bei Conny auch viel Herz-Schmerz-Blut dabei war/ist. Ich möchte aber nicht wissen, wie wir bei vertauschten Hütter- Gut-Rollen angesichts der speziellen Verhältnisse reagiert hätten…
Das hat nichts mit Beckmesserei zu tun, sondern ist eine Prinzip-Frage, der sich und die sich die hohen und höchsten Ski-Granden im Interesse des Sports und aller Aktiven stellen müssen. Zum Glück ist weder in der Hinterglemm noch beim dann nach Kapitalstürzen doch abgebrochenen Team-Skifliegen allzu Schlimmes passiert. Natürlich braucht der Spitzensport heutzutage das Fernsehen wie einen Bissen Brot, weil er ohne Sponsoren im TV nicht lebensfähig ist. Nichtsdestotrotz aber kann und dürfen vertragliche Fernseh-Diktate wo immer zu keinem Blackout führen, was sportliche Fairness betrifft. Was nichts an Glückwünschen für Conny und Co. ändert…