Für den entthronten, wie seit Jahrzehnten nicht mehr so oft blamierten Serienmeister Bayern München nahm die deutsche Bundesliga-Meisterschaft, sarkastisch formuliert, ein dementsprechend „würdiges“ Ende als Finale dolorosa. Eigentlich hätten ja einige der Topstars den vor allem im Vorstand eher unbeliebten Trainer Thomas Tuchel trotz im Februar beschlossener Trennung (be)halten wollen, aber dann legte ihm just sein Befürworter Manuel Neuer zum Abschied drei (faule) Eier, die der Hoffenheim-Kroate Kramaric zum Hattrick beim 4:2 gegen den FC Bayern nützte – und damit die Münchner auch noch des Vizemeistertitels beraubte.
Na ja, so könnten Spötter sagen: Wenn schon, dann denn schon. Bitter auch, dass es für Harry K, den einzigen Bayern-Superstar, der sein Geld wert war, kein Happy End gab. Den Titel, der ihm bisher fehlte, und der ihn motiviert hatte, von London nach München zu wechseln, war schon längst futsch – und auch die Chance, den Lewandowski-Torrekord zu brechen, wurde Harry genommen, weil er beim letzten Spiel einer Verletzung wegen nicht dabei und schon in London war, um fit zu werden für die EM.
Tuchel ist Bayern-Geschichte mit der schlechtesten Bilanz, die je ein Trainer seit Jahrzehnten hatte, Er ist weg, aber wer kommt jetzt wirklich abgesehen von medialen Inseraten aller Art und diverser Namen, bei denen man sich nur wundern kann, wie man auf ebendiese Kandidaten kommen kann, die von Großklubs so weit entfernt sind wie wir Wiener von New York. Wenn ich jetzt höre und lese, dass nach der Absagen-Flut ein gewisser Roberto di Zerbi der absolute Wunschkandídat des – so sagen erfolgreichere Experten – maßlos überschätzten Sportgeschäftsführers (oder wie immer) Max Eberl ist, dann bleibt mir der Mund offen. Wie beim TZ-München-Zeitungs- und Online-Titel, dass sich mit der vorzeitigen Trennung de Zerbis von Brighton and Hove Albion jetzt doch noch die Tür für Bayern öffnet.
Roberto d Zerbi, who? Der Italiener mit Rumänien-Erfahrung ist ein Mann, der als Spieler gut, aber nicht überragend war, der aber auch als Trainer bei Foggia, Palermo (nach zwei Monaten entlassen, da Letzter), Benevento und Sassuolo, ehe er zu Brighton and Hove auf die Insel wechselte, bei weitem nicht die Aura oder gar Erfolgsbilanz bekam oder besitzt wie einst seine Landsleute Trapattoni oder Ancelotti, wahrhaft andere Kaliber.
Wie oder wer kommt auf die für mich absurde Idee, dass – ich erlaube mir das aus der Distanz zu sagen – der Trainer eines unbeachteten englischen, provinziellen Mittelständlers (Platz 10) a la Brighton der richtige Mann für einen Verein wie FC Bayern ist, den man nicht zu Unrecht in turbulenten Zeiten auch den FC Hollywood nennt? Und der kein Deutsch spricht, was bisher stets eine wie immer kleinere oder größere Sprachbarriere war! Und mit welchen Topstars, bitte vielmals, hat der angeblich harte Hund bisher zu kämpfen oder besser: sie in den Griff zu kriegen, also je zu tun gehabt?
Wunschkandidat oder wunschloses Unglück, das ist die Frage, die sich bei einem einst so fabelhaft geführten Klub stellt, der offensichtlich im Laufe der Jahre sich darin spezialisiert hat, von einem Fettnäpfchen ins nächste zu treten. Aber vielleicht ist das alles nicht ernst gemeint, sondern ein cleveres Ablenkungsmanöver, damit niemand mitbekommt, wer wirklich ante portas Säbener Straße und Allianz-Arena steht. Allerdings scheinen die Bayern seit langen verliebt in den TV-Klamauk „Genial daneben“…