Dieses Pfingstwochenende hatte es in sich, vor allem der Sonntag, an dem es so viele spektakuläre Events und Entscheidungen gab. Nicht nur bei uns, wo die Salzburg-Bullen den LASK mit 7:1 auf ihre Hörner nahmen, am Ende aber doch die Gehörnten blieben, weil Sturm bei 1:0 wie von höherer Gewalt dirigiert das Glück des Tüchtigen aus der Patsche half. Ja, was wäre gewesen, wäre der Kopfball eines Klagenfurters nicht von der Stange ins Tor-Out gesprungen, sondern ins Tor zum Ausgleich, der die Nerven noch ein bisschen mehr malträtiert hätte beim Cupsieger, der dann doch noch 2:0 und das erste Double seit zwei ahrzehnten gewann? Fragen Sie mich nicht, was der entthronte Meister jetzt erst recht über den Elfer denkt, der ihm in Graz versagt wurde bei 0:1, ehe im Gegenzug das 0:2 fiel. Gesprächs- und Zündstoff sind und bleiben die Würze des Fußballs sind …
Und auch in England ging´s rund. Die Arsenal-Kanoniere konnten zwar gegen Everton noch das Match drehen, aber das 2:1 nützte nichts mehr, weil sie das entscheidende Pulver schon verschossen und damit den Weg zur vierten Meisterschaft In Folge für Manchester City und Pep Guardiola geebnet hatten. Dabei hätten die euphorisierten, aber total friedlichen Fans fast noch einen Abbruch verschuldet, als sie In der Verlängerung in ihrem Überschwang schon den Platz stürmen und ihre Idole und Ikonen feiern wollten. Zum Glück war der Ordner- und Polizisten-Kordon stärker als der Druck der Fan-Menge, die solange zurückgedrängt wurde, bis Schuss war.
Apropos Schlusspfiff. Als er mit dem 2:0-Heimsieg von Liverpool gegen Wolverhampton ertönte, begann eine berührende, emotionale, sentimentale Abschiedszeremonie für den heuer zwar titellosen, aber zugleich in der Reds-History erfolgreichsten und populärsten Trainer, der jemals an der Anfield Road tätig war. Da die um Schlagzeilen nie verlegene „Bild“ Ja schwerlich: Wir sind Klopp hätte titeln können, begnügte sie sich in großen, natürlich auch Reds-Lettern so: Das war Klopptimal, Jürgen! Natürlich haben schon einige deutsche Kicker große Karrieren gemacht in England, ob Lehman, Hamann, ob Ballack oder Klinsmann etc.
Aber eine solch geradezu hofierte deutsche Kultfigur wie dem allseits respektierten, allseits vor allem seines spontanen, authentischen Wesens wegen unglaublich beliebten Jürgen Klopp hat es meines Wissens nach und meiner langen Tätigkeit nur ein einziges Mal gegeben. Das war lange vor Klopp in der ersten Nachkriegszeit und es handelte sich dabei obendrein um Bert Trautmann, einen Fallschirmjäger der deutschen Luftwaffe, der gegen Ende des Zweiten Weltkriegs in englische Gefangenschaft geraten war. Freigelassen, verweigerte der gebürtige Bremer eine Rückkehr nach Deutschland und unterschrieb einen Profivertrag als Tormann bei Manchester City, was zu einem Aufruhr führte. Mehr als 20.000 protestierten gegen das Engagements eines Feindes. Aber der Klub stand zu Trautmann – und der zahlte es mit karrierelanger, sogar lebensgefährdender Vereinstreue zurück. Mehr noch, Trautmann bekam Heldenstatus, als er im FA-Finale 1956 nach einer fatalen Kollision mizeinem Mitspieler unter großen Schmerzen mit einem (erst danach diagnostizierten) Genickbruch durchhielt. Jawohl mit einem gebrochenen Genick, weil es anno dazumal noch keinen Spielertausch gab. Unfassbar, aber wahr. Mit dem ORF-Trautmann hat er so nebenbei natürlich nichts am Hut…
Trautmann (+2013/89), gegen den anfangs revoltiert worden war, erhielt von der Queen später sogar einen hohen Orden für Versöhnung durch Fußball. Ob´s von King Charles, dem Deutschen-Freund, für Klopp auch eine Auszeichnung gibt, wissen wir nicht. Wie man aber den ganz speziellen „Normal One“ Klopp kennt, der aus Mainz auszog, um die Fußballwelt zu erobern, wird ihm das weit weniger wichtig sein wie alle Liverpool-Titel, die ihn zur lebenden Legende gemacht haben mit einem Herz am rechten Fleck!A