Noch ist ja nicht allen ersten Tages Abend, aber wie sich die rotweißroten Leichtathlet(inn)en zum EM-Auftakt vor leeren Kulissen im wunderschönen Olympiastadion von Rom schon vormittags zum Großteil schlugen, war aller Ehren wert. Jawohl, man kann den Hut ziehen vor allem vor den Neulingen wie dem Geburtstagskind (6. 6.) Enzo Diessl, der sich als Quali-Zweiter über 110m Hürden in 13,56 Sekunden ebenso sicher für das Semifinale qualifizierte wie seine Leibnitz-Klubkollegin Karin Strametz über 100m Hürden in 12,99 Sekunden oder die im letzten Abdruck noch ins Teilnehmerfeld gerutschte Studentenweltmeisterin Isabel Posch, die den Siebenkampf mit zwei Bestleistungen (Hürden, Hoch) noch besser startete als die routinierte Verena Mayr. Und dass der Medaillensammler Lukas Weißhaidinger sich ebenfalls locker als Vierter (63,99m) der oft schwierigen Qualifikation fürs Diskus-Abendfinale einwarf, darf ja schon als Formalität bezeichnet werden.
Was immer noch in Rom herausschaut, das wird sich zwar erst weisen. Die schnellen Läufe und guten Zeiten vor allem der jüngeren Semester oder bis vor kurzem noch so gut wie unbekannten Gesichter/Namen wie Diessl, Posch oder Frey sind nicht nur Vorschüsse in eine rosige LA-Zukunft, sie reihen sich auch ein in die Liste junger Talente und mehr oder weniger großen Hoffnungen anderer Sportarten. Wie etwa einer Charlize Mörz und Leni Bohle, eines Schwaiger, Lindpointner und anderen Junioren im Turnen, eines Bucher, Edl oder noch jüngerer Girls im Schwimmen, trotz heutiger Niederlage im French-Open-Junioren-Semifinale auch eines Joel Schwärzler.
Sie alle sind nicht mehr heimische Randsportler: Innen von gestern, sondern gehen (auch noch ohne kommerzielle Interessen) mit professioneller Einstellung ans Werk, um wie der steirische Kosmopolit Diessl alten, amateurhaften, dilettantischen, aber allzu oft immer noch verbreiteten Vorurteilen oder Prämissen über die Hürden zu gehen, die da lauten: In der Provinz bin ich der Märchenprinz.
Wer sich damit begnügt, zwischen Oberpullendorf, Unterstinkenbrunn, Mitterberg, Westendorf und Schellenberg als Dorfkönig und Bezirkskaiser gefeiert zu werden, wird kaum seinen Weg an die Spitze finden oder machen. Darum sollte Österreichs Sport samt seinen Obrigkeits-Granden stolz auf diese neue, erfolgsorientierte, zielbewusste neue Generation sein, die statt eines Wegs des geringsten Widerstands die Auseinandersetzung mit dem härtesten Training und mit stärkster Konkurrenz sucht. Wie heißt´s im Volksmund, der meist recht hat, so schön: Nur die Härtesten kommen durch!