Fussball

Euro 2024: Wo David ausgedient hat und Realität mit Rassismus verwechselt wird

Bei Ansicht einiger Euro-Achtelfinalspiele am vergangenen Wochenende fiel mir unwillkürlich der legendäre Spruch des englischen Torjägers und Barcelona-Legionärs Gary Lineker ein, der einst gesagt hatte: 22 Spieler rennen (90 Minuten) einem Ball nach- und am Ende siegen die Deutschen. Das scheint inzwischen auch wieder auf unsere Nachbarn zuzutreffen, lässt sich aber ausdehnen und verallgemeinern, indem man sagt: Am Ende gewinnt immer der Goliath, weil die Kräfte und die Klasse beim David halt nicht reichen, um ihm ein Bein zu stellen.

Reden wir nicht mehr über die Dänen, aber die Georgier und vor allem die Slowaken, die sich mit Händen und Füßen oder, um es auf den teutonischen Punkt zu bringen: Mann und Maus, gegen die Löwen Albions gewehrt, sie fast schon gezähmt und als Papiertiger entlarvt hatten, als ihnen zwei ihrer Löwenkönige hintereinander entscheidende Prankenhiebe versetzten. Merks Fußball-Freund: Nichts und niemand ist so gefährlich wie die vermeintlich Waidwunden …

Das ist die eine Seite einer Europameisterschaft, die auch –  und das ist nur eine wertfreie Bestandsaufnahme, die mit der vom ORF im Countdown zum England-Match breitgetretenen Rassismus-Debatte absolut nichts zu tun hat – ein Spiegel der geopolitisch-demografischen globalisierenden Entwicklungen und Veränderungen seit einigen Jahrzehnten im kontinentalen Europa wie auf  der Brexit-Insel ist, ganz zu schweigen vom Ende und den Folgen einer unseligen Kolonialzeit.

Ehe heute Slowenien gegen Portugal und morgen Rumänien gegen Holland und danach wir Österreicher gegen die Türkei ums Viertelfinale spielen, sind alle Teams ohne Spieler mit Migrationshintergrund aus welchen Ländern und welcher Hautfarbe immer ausgeschieden – angefangen vom desolaten Titelverteidiger Italien über den WM-Dritten Kroatien, Polen, Slowaken, Ungarn, Georgiern, Albanern und auch den Dänen, die noch gegen das VAR-Debakel gegen Deutschland wüten. Vergebliche Zornesmüh, so könnte man es auch nennen.

Das ist die Realität als Kontrastprogramm zur Nachkriegszeit, als ein gewisser Viv Anderson anno 1978 (!) der erste farbige Engländer war, der als rechter Verteidiger (!) ins Nationalteam berufen wurde, jener Anderson, den übrigens auch der witzige TV-Servus-Experte Jan Age Fjörtoft aus seiner Middlesbrough-Zeit kennt. Die ersten Farbigen, die in Österreich spielten, wie „Murl“ (für Mohr, stand auf seiner Autogrammkarte!) Jacare bei Austria oder Chico beim Lask, auch der unvergessene Heli Köglberger, Besatzungskind aus Traun, um nur drei der vielen Beispiele zu nennen, wurden von Fans geliebt, nicht verfolgt.

Und wenn Freund „Schneckerl“ Prohaska sagt, er wäre bei Inter Mailand (so nebenbei zu einer Zeit, als nur zwei Legionäre pro Klub erlaubt waren) als Ausländer nie Ausländerfeindlichkeit begegnet, dann sei daran erinnert, dass wir Österreicher zu Hunderttausenden die italienischen Strände seit Jahrzehnten als gern gesehene Urlauber bevölkern. Birnen mit Äpfeln sollte man ebenso wenig verwechseln wie Realismus mit Rassismus. Auch wenn´s der ORF- und manch anderer Zeitgeist bis zum Überdruss nicht nur versucht, sondern bis zum Gute-Nacht-Gruß macht. Feine Fußballtechniker sollten den Polit-Holzhammer lieber daheim lassen……

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