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Wenn echte Sportfans bei Topklassikern durch die Finger statt ins Kastl schauen

Mag schon sein, dass sich manch einer aus der Kollegenschaft auf den Schlips getreten fühlt, wenn ich mir erlaube, die Fehleinschätzung bis Missachtung sportlicher Höchstleistungen aufs Korn zu nehmen. Natürlich ist´s klar, dass im Countdown zum Euro-Fußballfinale alle möglichen Statistiken, Schlagzeilen und Storys ausgepackt und angeboten werden, wenn möglich über das seit heute 17jährige Wunderkind Lamine Yamal aus El Llobregat, das als Baby, welch Wink des Schicksals, vom damaligen  Wunderknaben Lionel Messi für einen Charity-Kalender gebadet worden war, Fotodokumente nachgeliefert. Wobei das Bürscherl ja auch alle Jugendrekorde seines ehemaligen Idols gebrochen hat als jüngster Liga-Profi, jüngster Liga-, jüngster Team-, jüngster EM-Torschütze, den es je gab. Ob solcher Zahlen lacht des Statistikers Herz im Leibe.

Wer nicht nur auf Fußball fixiert ist oder den Weg besonders liebt, beim Beachvolleyball am Heumarkt, die Hände trotz patriotischer Tiefschläge in luftige Höhen zu strecken, der muss sich vor allem televisionär ziemlich unterversorgt vorkommen. Wimbledon-Rasenklassiker? Blackout! Diamond-League-Highlights der Leichtathletik als Einstimmung auf Paris? Mattscheibe! Tour-de-France-Pyrenäen-Etappe? Fehlanzeige! Ja, für das staatliche, öffentlich-rechtliche Fernsehen ist das in Zeiten wie diesen, in denen allerorten und nicht zuletzt von den Grünen auf die Tempobremse getreten wird, natürlich alles unbezahlbar geworden im Gegensatz zur ganz sicher nicht sehr preisgünstigen Formel 1, in dem kein Österreicher fährt, sondern nur ein in England stationiertes Team mit englischem Teamchef und einem Österreich-Teamchef bei einem deutschen Rennstall. Wer neuerdings nicht nur, aber auch von Haushaltsabgaben lebt, muss natürlich haushalten, das muss man verstehen oder ist halt ein ewiger Nörgler und/oder Negativist.

Dem Kabelsender Eurosport, der auch nicht mehr ganz ist, was er schon war, uns aber demnächst auch Olympia über rotweißrote Aspekte hinweg frei Haus liefert, sei gedankt, dass er uns die Tour de France zeigt – den größten aller Radklassiker, dem Abertausende auf vier, aber auch zwei Rädern bis in die höchsten Höhen nachfahren, um die Giganten der Land- und Bergstraßen anzufeuern. Mitunter so euphorisch in Girlanden an hüpfenden  Menschen, dass sich die Spitzenfahrer kaum einen Weg bahnen können.

Und mittendrin, nicht nur dabei, auch Felix Gall, der mit kaum eineinhalb Minuten Rückstand auf den aktuell alle überragenden Slowenen Tadej Pogacar  als Achter das Berg-Ziel erreichte, im Gesamtklassement als Elfter nur noch knapp zwei Minuten entfernt ist von Platz 8, mit dem er samt Königsetappensieg vor etwa neun Monaten zu unserem Sportler des Jahres 2023 gekürt worden war. Damals groß gefeiert, jetzt wieder am Nebengleis anderer Ereignisse. Und seit der Glockner-Tragödie ist ja Radsport sowieso wieder …. lassen wir das Thema lieber.

Trotzdem so jammerschade wie die Tatsache, dass wir außer teurem TV-Seitenblick zu Amazon Prime zum Wohle des Multimilliardärs Bezos nicht wirklich verfolgen konnten, wie sich im Wimbledon-Endspiel das sympathische, multikulturelle italienische, aber schon 28jährige Kind-Gesicht Jasmine Paolini mit allen Mitteln, die sie besitzt, gegen die um 15 Zentimeter größere frühere Paris-Siegerin Barbora Krejcikova aus Brünn wehrte, ehe sie nach vergebenen Breakbällen zum 5:5 im dritten Satz dann doch den Kürzeren, oder besser gesagt: die Kleinere ziehen musste. Und morgen wiederholt sich die Nullnummer, wenn Rekord-Grand-Slam-Sieger Djokovic gegen Titelverteidiger Alcaraz mit dem 25. Titel auch nach der Einstellung auch den Allzeit-Rekord von Margret Court-Smith brechen will. 

Jetzt frag ich mich, an welchen Ikonen, Idolen, Vorbildern klassischer Sportarten über Olympia hinaus sich die Sportkinder- und jugendlichen Sportfreaks orientieren sollen, wenn sie weder Namen noch Bilder vor Augen haben. Auch und gerade das wäre Aufgabe der Politik, dass hier Weichen gestellt werden. In Abwandlung des Sprichworts wäre das mehr als öffentlich-rechtlich. Ebenso wie „Fit to Print“, wie es die NY Times deklariert hat. Schön wärs, würde das irgendwann auch wieder Realität und nicht nur frommer Wunsch.   

 

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