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Von Trompeten des US-Open-Elefanten und kleiner Tulln-Maus, die brüllt

Die zweite Woche der US-Open, des letzten Grand-Slams des Jahres, hat in New York begonnen, wobei Rotweißrot sozusagen nur noch im Kleinformat mit der 16jährigen Lilli Tagger aus Lienz im Junioren-Turnier dabei ist, inzwischen leider war (2:6, 6:4, 1:6 gegen Xu, GB, 8). Jener Lilli, von der ich nicht weiß, ob sie mit einem Kollegen der Kleinen Zeitung gleichen Namens verwandt ist, der auch über Tennis schreibt. Und jener Lilli, die es heuer schon nach Wimbledon geschafft hat, von der Mourataglou-Akademie eingeladen wurde, es aber vorgezogen hat, in die Akademie der Italienischen French-Open- und zweimalige FedCup-Siegerin Francesca Schiavone nach Mailand zu wechseln. Also eine, die es samt Familie vorzieht, sich im aktuellen Tennis-Schlaraffenland mit einer Fülle an Top-SpielerInnen als Sparringpartnerinnen und Herausforderungen möglichst weit zu entwickeln statt sich im eigenen Land redlich zu ernähren, ohne die Stärke zu bekommen, die sie/man sich wünscht.

Während also ein Teenager in New York und der großen Tenniswelt unsere Fahnen (immerhi drei Sätze lang) hochzuhalten versucht hat, setzen wir hierzulande zur gleichen Zeit alles auf – die Tulln-Karte! Mit all jenen Herren unserer Tennisschöpfung, die in New York abgeblitzt, dort gar nicht in die Qualifikation gekommen und lieber Sparringpartner von Djokovic geworden sind, ohne dass der früh gescheiterte Olympiasieger und Titelverteidiger davon profitiert hätte außer Konversationen in seiner Muttersprache. Kurzum, beim Challenger in Tulln, im Gegensatz zum elefantösen UA-Open leider nur eine Maus, die im kleinen Umkreis hörbar brüllt, sind wir wer. Ganz abgesehen davon, dass Tulln weit schwächer besetzt ist als gleichzeitige Turniere  in Sevilla und Italien mit Leuten, die schon Größeres gewonnen und Grand-Slam-Erfolge errungen haben, erinnert es an einen Österreicher-Challenger mit ausländischer Beteiligung. Und da einige gegeneinander spielen, so kommt der eine oder andere eines ÖTV-Sextetts (ohne Ofner, Thiem) auch sicher ins Achtelfinale, was in der Qualifikation nicht so geklappt hat, denn das halbe Dutzend an mehr oder weniger großen Hoffnungen ist schon ausgeschieden, am knappsten der Schaller-Schützling Sebastian Sorger gegen den zehn Jahre älteren Kroaten Serdarusevic.

Die These, möglich viele heimische Turniere in zweiter, dritter, vierter Kategorie zu organisieren, damit unser Nachwuchs steil nach oben klettern kann, hat sich bisher jedenfalls als graue Theorie erwiesen, die in der Praxis nicht aufgegangen ist – zumindest auch (noch) nicht mit dem talentierten 18 1/2 jährigen Schwärzler, von dem Expertem sagen, dass er nicht aufzuhalten sei. Zuletzt allerdings hielt er sich, da er meist bald ausschied, sozusagen selbst auf. Aber vielleicht gehört er, das wollen wir jedenfalls hoffen, zu jenen Sportlern, die als frühreife Jugendliche dann länger brauchen, um später so zu zünden wie es von Borg über Becker, Wilander, Muster und Thiem bis zu Alcaraz diese Größen schon als 17 bis 18-jährige Jünglinge getan haben.

Wer weiß, vielleicht gelingt es dem Alemannen aus der Südstadt schon in Tulln oder in Bad Waltersdorf nach dem Daviscup ebendort gegen die Türken, von denen wir keinen einzigen Spieler wirklich gut kennen. Und wo wir nicht wissen, ob dieses Nicht-Fußball-Duell im Thermenort zwischen Wien und Graz womöglich in Zeiten wie diesen gar zum Heimspiel für die Söhne des Halbmonds wird. Bis dahin wissen wir aber wenigstens, wer die nach Favoritenstürzen auf dem Papier ziemlich offenen US-Open gewonnen hat, in denen einst Rotweißrot nicht nur mit Thiem immer wieder für Furore statt Absenz gesorgt hat. Und wissen auch schon, wer von den großen Stars zum einzig wirklich großen Turnier in Österreich nach Wien zum Erste Bank Open kommt, das mit dem 50er am Buckel nicht nur ein stolzes Jubiläum feiert, sondern auch die Abschiedsparty für Thiem inszeniert, der hoffentlich nicht der letzte Österreich-Mohikaner im Tennis-Zirkus bleibt. Leise Bedenken aber beschleichen mich/einen bei diesem Gedanken leider doch…

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