Ohne jetzt viel motzen zu wollen, so stand die Werbung für den Tag des Sports, der nach dem parlamentarischen Exil mit seinen nicht nur olympischen Helden wieder auf den angestammten Heldenplatz zurückkehren konnte, leider im Schatten der Nationalratswahl-Werbung, die ja nicht nur ganz Wien überzieht. Anders als in anderen Jahren lächelte der Wettergott nach Sturm und Regen, um bei Sonnenschein und spätsommerlicher Wärme zum Besuch einzuladen. Vor der Hofburg, wo von einem gar nicht so sportlichen Sportminister und Vizekanzler an den aktuellen Sportadel auch Ehrenzeichen und andere Auszeichnungen verteilt wurden. Und weil ja der Zeitgeist nach Herausforderungen lechzt, gab´s auch für heldenhafte Normalverbraucher einen Kran, um sich beim Bungee Jumping zu versuchen. Und für Rekordsüchtige einen geglückten Weltrekordversuch in Push Ups, zu Deutsch: Liegestützen. Früh übt sich, wer dereinst vielleicht eine Medaille gewinnen will. Man weiß ja heutzutage nicht, was den Chefolympiern demnächst noch alles an Mainstream-Folge einfällt.
Fern von Wien, Heldenplatz und Tag des Sports hat übrigens mitten im Spätsommer oder Frühherbst eine Wienerin noch dazu aus der Postgasse in der Inneren Stadt in einem klassischen Wintersport aufgetrumpft. Ob sie mit dem ORF-Wetterfrosch dieses Namens oder einem prominenten, leider schon verstorbenen Zahnarzt etwas zu hat, weiß ich nicht, aber Frau oder doch erst Fräulein Wadsak mit dem anglistischen Vornamen Meghann landete heute beim Continental-Cup der Skispringerinnen auf der Mattenschanze in Stams als Dritte auf dem Podest! Dabei hatte Wadsak zur Halbzeit sogar geführt, ehe die Weltcup-erprobte, routinierte Französin Pagnier gewann.
So sensationell das im ersten Moment auch klingt und so sehr sich die Wiener Stadtadler mit ihrem TV-Puls4-Frontmann Florian Danner auch brüsten, dass Wien der neue Nachschubladen des Springens wäre, so sei der Ordnung halber gesagt, dass die echte Wienerin im ländlichen Adlerhorst des Skigymnasiums flügge geworden ist. Und dass das Podest-Platzerl auf der Hausschanze aber auch keine Eintagsfliege war, weil Meghann heuer schon bei den Youth Olympic Games in Korea mit dem Mixed-Team eine Bronzene geholt hatte, ohne – ihren Aussagen nach – selbst so zu glänzen wie erhofft.
Womit ich, altbekannte Helden her, neue Heroen/innen hin, darauf hinweisen will, dass man sehr genau aufpassen muss, wie sich die Starlets aus welcher Stadt, Umgebung und welchen Milieu immer sportlich entwickeln, wenn die Luft nach oben immer dünner und die Dichte immer größer wird. In diesem Zusammenhang sei auch an jenen inzwischen 20-jhrigen Louis Obersteiner erinnert, der für Schlagzeilen gesorgt hatte, als er mit dem ÖSV-Quartett vor eineinhalb Jahren zum Mannschaftsgold bei der Junioren-WM gesegelt war – als erster, quasi historischer Wiener, dem das gelungen war, der aber inzwischen auch auf zweiter und dritter Schanzen-Ebene weit weg von Podestplätzen blieb.
Im übrigen möchte ich daran erinnern, dass auch Manuel Fettner, der als Spätzünder zu Olympiasilber gehupft war, in Wien das Licht der Welt erblickt hat. Nichts wäre schöner, als könnte man bei einem Tag des Sports am Heldenplatz einen Wiener als Ski- oder Springerkönig bejubeln und bekränzen. Ob´s dazu unbedingt einer kleinen Mattenschanze in der Millionen-Metropole bedarf, damit eine oder einer irgendwann ganz große Sprünge macht, sei nichtsestotrotz dahingestellt.