Ich werde mich heute mit dem Thema Tennis beschäftigen, aber nicht mit dem Doch-nicht-oder doch-Sinner-Fall, der ja bei der WADA noch anhängig ist oder sein soll, man weiß ja nie, was da alles hinter den Kulissen läuft. Ich werde mich, obschon die Slow-Motion-Entwicklung der zuletzt auftrumpfenden chinesischen Herren im Gegensatz zum seit zwei Jahrzehnten erfolgreichen Frauentennis im kapitalistischen KP-Reich der Mitte höchst interessant ist, auch nicht damit auseinandersetzen, sondern mit der Gretchenfrage, wie viel Trainings- und Turnierbelastung vor allem den Topspielern der Profiszene in diesem Ganzjahressport mit – wenn überhaupt – kurzer (Winter) Pause zumutbar ist.
Ich habe manch Klagen von Spitzenspielern im Ohr, die sich darüber echauffieren, dass sie nicht nur durch die Vielzahl der Spiele und Turniere rund um die Welt, aber auch mit Flugreisen durch Zeitzonen ebenso wie die Spiele auf unterschiedlichsten Belägen und mit diversen Ballmarken körperlich an ihre Grenzen stoßen. Diese Warnrufe sind nicht nur verständlich, sondern sollten auch von höherer Stelle gehört und Konsequenzen diskutiert werden, gar keine Frage. Auch im Turniertennis müsste der Grundsatz gelten, dass weniger mitunter mehr (wert) ist.
Aber wenn´s ums liebe Geld geht, dann beginnt halt die Gier der Glaubwürdigkeit das Wasser abzugraben, Wenn ich mich recht entsinne, so haben nicht wenige prominente Spieler auch unter Nicknames die finanzielle Gelegenheit beim Schopf gepackt, bei der lukrativen UTS-Serie, also Ultimate Tennis Show, also mehr oder weniger Test-Spielen im TV-passenden Kurzformat, mitzumachen. Motto zum Gaudium des Publikums, das auf den neuen Modus-Geschmack kommen soll: Säckel mit Pausenfüller vollstopfen!
Aber es muss auch nicht unbedingt die ultimative Tennisshow sein, die ja eher einen leichten Wrestling-Anstrich hat. Schimpfen oder prügeln sie mich nicht, wenn ich die Frage aufwerfe, warum die noch vom US-Open geschlauchten Stars mit wenigen Ausnahmen (Sinner, Djokovic) natürlich nicht Nein sagen, wenn Federer und Nadal, die beiden inzwischen so gut wie emeritierten Gründungsväter, zum Laver-Cup zwischen den USA und einem Welt-Team nach den Golf-Vorbildern Ryder- und President´s Cup mit einem allerdings doch sehr authentisch gewählten Punktesystem. Wenn sie mich fragen, so handelt es sich nicht um ein Kult-Event, sondern ein Kunstprodukt, das unter Vorspiegelung von höchster Qualität und vorbildlichem Teamgeist die Kassen klingeln lässt. Dass sich da der eine oder andere überspielt oder überfordert fühlen würde, hab´ ich allerdings zumindest bisher nicht gehört. Wenn´s ums Geld geht, hört sich offenbar mit der Vernunft auch der Schmerz samt Verletzungsangst auf.
Aber warum soll´s im Tennis anders sein als im Fußball, wo es bald so viele Bewerbe gibt, dass man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht. Und solange ein Großteil der Stars dabei als Marionetten-Part of the Game mitmacht, solange wird sich nichts ändern. Und wenn sie mit Langzeitwehwehchen oder Folgeschäden dafür bezahlen, sind sie selbst schuld daran. Womit sich (mein) Mitleid in Grenzen hält …