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Die Skiwelt ist voll von Comebacks – samt unkalkulierbarem Risiko

Es war, ist, wird oder soll werden das Jahr der großen Comebacks im Skisport. Schön und gut, dass sich da der Fokus auf solch Überdrüber-Stars wie Hirscher und Vonn gerichtet hat, die frei nach dem „bulligen“ Ex-ÖSV-Goldschmied Trenkwalder die Szene jahrelang geprägt haben, lag und liegt auf der Hand. Aber wer hätte je gedacht, dass es plötzlich fast schon zu einer Inflation an Rücktritten vom Rücktritt oder zur hoffentlich nicht voreiligen Rückkehr nach mehr oder weniger schweren Verletzungen oder Babypausen kommen könnte wie im Falle der nordischen Wundertüte Theres Johaug oder der steirischen Speed-Mama Tamara Tippler.

Abgesehen davon, dass selbstredend PR-Strategien und Firmeninteressen ganz sicher auch bei Sexy-Pisten-Beauty Lindsey Vonn ebenso wie die Shiffrin-Zwangsabstinenz vom historischen Hunderter an Weltcupsiegen mit eine Rolle dabei spielen, so soll und kann man es dabei nicht bewenden lassen. Viele Spielchen können ja nur gespielt werden, wenn dabei die Sportler: Innen dabei mitspielen. Und dabei ist die wichtigste aller Triebfedern natürlich die Leidenschaft, das Rennlaufblut in den Adern, der Geschwindigkeitsrausch, die Erfolgsgier und der Versuch, das Rad der Zeit zurückzudrehen, um zu beweisen, dass Alter bei der einen wie der anderen nicht vor Klasse schützt.

Wie wir wissen,  gibt´s aber auch jüngere Semester, die nach einer mit Verbandswechsel gefüllten Pause unter neuer Flagge ihrer Karriere neues Leben eingehaucht haben wie der Neo-Brasilianer Lucas Pinheiro Braathen, der nicht nur schon immer ein grandioser Pistenartist war, sondern als Musiker auf die Pauke gehaut hat. Und jetzt nach einigen Tanzschritten und vergossenen Tränen über verlorenen Sieg oder gewonnenes Brasil-Podest auch von den Medien wie ein neuer Kassenknüller und Publikumsmagnet gefeiert wird, der den Skisport auch in exotische, schneelose Dschungelgebiete transportiert.

Bei allem Respekt vor dem ausgebratenen Pinheiro – ich bin mir nicht sicher, ob ihn fern der Fan-Zielraum–Gemeinde auf den Straßen von San Francisco jemand erkennen würde. Wunsch und Wirklichkeit driften da ganz schön auseinander. Papier ist geduldig, es absorbiert vieles. Zwischen Maier in Nagano und Herminator beim Jay Leno und einem Pseudo-Brasilo liegen atlantische und pazifische Wellen.

Aber kommen zurück zur Schwemme an Rücktritten, von denen jenes der Beaver Creek-Vorläuferin Lindsey ja erst auf zweiter Ebene mit der Weltcup-Qualifikation (für St. Moritz?) vollzogen wurde, aber in aller Munde und Artikeln zu finden ist. Und wenn da kürzlich die Rede von Eigenverantwortung der Sportler: Innen auch im Bullen-TV-Sender betont wurde, so stell´ zumindest ich mir  die Frage, was eine junge Mutter wie Tamara Tippler dazu drängt, ohne Rücksicht auf Verluste sich wieder in Sturzgefahr zu begeben, die sie bei ihren bekannt schnellen oder allzu schnellen Schwüngen schon zu besten ersten Karrierezeiten um Siege oder Topresultate gebracht hat. Aber ohne Vollgas, wie die Formel-1-Pilot(inn)en der Pisten gerne sagen, lässt sich eine Rückkehr zur Spitze nicht erzwingen. Auch wenn´s Adventzeit ist. 

Angesichts der Fülle an Comebacks, die auf uns zukommen, könnte auch medial eines das andere erschlagen. Das mag da oder dort schmerzen, tut aber weniger weh als langwierige, schwere Verletzungen. An Schlimmeres in unserer Ulli-Maier-Erinnerung oder der jüngsten italienischen Lorenzi-Tragödie wollen wir lieber nicht denken. Na, Servus…

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