Kaum hatte ich eine der Sonntagszeitungen in der Hand, sprang mir auf der Titelseite ein Jubelkästchen ins Auge: SKIFEIERTAG FÜR ÖSTERREICH! Natürlich hat das vor allem punkto Alpinen, über die sich ja in erster Linie das Touristenparadies definiert, vordergründig gestimmt, denn mehr als gewinnen wie Conny Hütter auf der fernen Raubvogelpiste in Beaver Creek kann man nicht. Dazu kamen dann noch zwei Podestplätze im umnebelten Val d´Isere-RTL, Siege im Ski- und Boarder-Cross, weitere Podiums mit dem Brett und auf der Schanze, also eine ganze Erfolgslawine, die unter sich alles anderer zwangsweise begrub.
Ja, vordergründig lässt sich jubeln, aber kritischer Geist bis Beckmesser, als der unsereins sowieso verdammt wird, erinnert diese Betrachtungsweise bei genaueren Durchsicht von Daten, Fakten und Taten ans berühmte (sowjetische) Potemkinsche Dorf. Hinter der schönen Kulisse schrumpft das einst so überragende, fast alles gewinnende ÖSV-Power-Team vor allem im alpinen Skibereich – über den sich das Touristenparadies Österreich definiert – zu einer Truppe alter Hasen oder Häschen, denen fern der Schanzen und Bretter keine jungen Löwen im Nacken sitzen. Und wo es auf der zweiten, von Gegnern oft mit dritter Garnitur besetzten Ebene zuletzt sogar Doppel- und Triple-Siege gab und gibt, dann fehlt bisher die Bestätigung dieser Erfolge auf Weltcupebene. Wenn überhaupt, dann reicht´s gerade für eine finale Qualifikation oder einen Mittelfeldplatz.
Dass all jene Medien. die mit dem Skiverband zu tun haben, selbst Mittelmaß so schönfärben wie das halb geglückte Schwarz-Comeback (Foto), liegt in der Natur der vertraglichen Dinge. Schließlich geht´s ja auch darum, die vielen wichtigen Sponsoren des Skiverbandes zu beruhigen, dass eh alles fast nach Plan laufen, nur da und dort ein Quäntchen Glück fehlen würde. Nichtsdestotrotz wär´s auch im Interesse rosigerer Zukunftsperspektiven eher angebracht, den Finger auf offene Wunden zu legen, denn weder Hütter (33) noch Haaser (31) oder Venier (32) werden ebenso wenig jünger wie ein Feller (Foto), Kriechmayr, Strolz, Matt und Co, die allesamt weit älter sind als der inzwischen dreifache Weltcupsieger Odi Odermatt aus der Schweiz.
Das sind keine Kassandra-Töne um der Kassandra willen, sondern lassen sich Woche für Woche wie auch heute belegen, wo es den traditionellen Europacup-Slalom in Pozza di Fassa gab, in dem die beiden besten österreichischen Jung-Twens Seidler und Greber, Sohn eines ehemaligen Weltcup-Abfahrtssiegers, auf den Plätzen 10 und 11 hinter Schweden, Norwegern, Finnen, Italiener, Schweizern landeten.
Wie aber sollen diese Hoffnungen mit offensichtlich beschränkten skitechnischen Mitteln dann im weit anspruchsvolleren, dichter besetzten Weltcup die Garde der routinierten Evergreens von 30 bis 40 ersetzen, wenn sie nicht einmal in der Mickey-Mouse-Szene auch nur einen Hauch vom Spinat-Popey haben? Nicht jene, die das aufzeigen, sondern alle, die es kaschieren, werden a la longue zu Nestbeschmutzern im eigenen nur noch Bauern- statt Powerhouse, wo alpine Feiertage immer mehr die Ausnahme von der Regel bedeuten. Auch wenn sie noch so schön plakatiert werden …