Allgemein

Wie Gold-Odi bewies auch Silber-Haaser, dass Allrounder Medaillen jagen können

Nur einen Tag naceish dem fatalen Sturz seiner Schwester Ricarda in der gleichen Skidisziplin holte sich der jüngere Bruder  vom Achensee nach Kombi-Bronze vor zwei Jahren die Silbermedaille im Super G, nur geschlagen vom bodenständigen, sehr geerdeten Schweizer Superstar Marco Odermatt, der unbedingt diese Goldene, die in seiner Sammlung fehlte, gewinnen wollte. Und wie er sie auf einer Bolzer-Strecke, die ihm wie jahrelang in Gröden nicht unbedingt entgegenkommt, eine Highspeed-Piste, die keine Fehler verzeiht, das kann man nur Husarenritt nennen.

Wo andere wie etwa den bewundernswerten Vincent Kriechmayr ein Wimpernschlag von einer Medaille trennten, dort fuhr „Odi“ mit nicht weniger als einer ganzen Sekunde Vorsprung in einer eigenen Liga, die man schlichtweg OBER-(und-nie) MATT nennen sollte. Sukzessive begleicht der Swiss-Marco alle offenen Rechnungen, die er hatte – von Gröden über Kitzbühel bis zum ersten WM-Triumph in Saalbach-Hinterglemm. Und von seinem ganzen, offenen Wesen ist dieser umgänglich, offenherzige Schweizer Superstar auch kein zweiter Zurbriggen, sondern der erste Odermatt – auch wenn´s in seiner Heimat am Vierwaldstätter See diesen Namen wie Sand am Meer gibt …

Er war von oben bis unten auch der selbst gewählten, angesichts der Sonneneinwirkung vor allem unteren Teil vorteilhaften frühen Startnummer 8 außer jeder Reichweite – dafür bestätigte der von seinen Verletzungen befreite Raphael Haaser mit dem WM-Silber den zweiten Platz von Kitzbühel und auch das große Potenzial, das ihm schon als Junioren-WM-Medaillengewinner vor Jahren attestiert worden  war.

Der mittlerweile 27jährige Tiroler vom Achensee ist zumindest bisher der mit Marco Schwarz einzige aus der Nocch-nicht-30-jährigen-Gruppe, der sein Teenagertalent trotz Zwangspausen umsetzen konnte mit vier zweiten Weltcup-Podestplätzen, wenn bisher auch noch sieglos in der höchsten Spielklasse des Skirennsports. Bei seinem, auch vom Herrn Papa (schwankte zwischen Zu Tode betrübt und Himmelhochjauchzend) bestätigten Trainingsfleiß, Ehrgeiz und Selbstvertrauen ist´s nicht ausgeschlossen, dass er irgendwann auch den Überdrüber-Odi schlagen und als proven product auch gewinnen kann…

Bild 1 – 2: Odi mit extremer Schräglage zu Gold, Haaser in toller Fahrt zu WM-Silber.

Diesen englischen Fachausdruck hab´ ich deshalb gewählt, weil auch die besten Chef- oder Sparten-Trainer der (Ski) Welt darauf angewiesen sind, welche Kaliber mit welcher technischen Ausbildung sie in die Hände bekommen nach dem Sprichwort: Was Hänschen nicht lernt, lernt der Hans nimmermehr. Aber Haaser, der übrigens bei den Europa-Jugendspielen 2015 (Liechtenstein) vor 10 Jahren sogar Slalom-Gold gewonnen hatte, gehört zu den wenigen heimischen Ausnahmetalenten, das ihrer Vielseitigkeit wegen zumindest zeitweise umsetzen, was in sie projiziert worden war.

Darum auch nicht weiter verwunderlich, dass er wie seine leider durch den fatalen WM-Sturz aus dem Geschehen gerissene, als Allrounderin universell einsetzbare  Schwester zu den wenigen ÖSV-Herren gehört, der nicht zuletzt seiner für viele doch überraschenden Slalomstärke halber schon Kombi-WM-Bronze 2023 hatte holen können. Also ist für den auch im Riesenslalom als Geheimtipp geltenden Raphael noch lange nicht aller WM-Tage Abend, auch wenn heute abends nach der Siegerehrung einmal kräftig gefeiert werden kann im Home of Snow. Dort, wo sich ja so nebenbei auch der vorerst unschlagbare Odi als unumstrittene 1 der Skiwelt einquartiert hat. Jetzt lautet vor den Damen- und Herren-Abfahrten am Wochenende die Gretchenfrage, ob die ersten Goldenen einen Goldrausch auslösen. Beim Swiss-Marco oder aber der Stephanie aus Tirol. 

Zum Kommentieren hier klicken

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Meist gelesen

To Top

Diese Webseite verwendet Cookies, um Ihnen ein angenehmeres Surfen zu ermöglichen