Was wurde nicht alles in euphorischer Erinnerung und Vorfreude auf das erste mögliche Europacup-Semifinale seit 29 Jahren geschrieben und angekündigt nach dem 1:0-Auswärtssieg von Rapid bei Djurgarden IF in Stockholm! Aber erstens kommt es anders, zweitens als man denkt. Jetzt kann und darf man vom englischen Schiedsrichter Taylor halten, was man will, für den an Dummheit grenzenden Übermut des Derby-Helden Sangare war er nur insofern verantwortlich, dass er für die unverantwortliche Grobheit der Attacke des spielerisch besten Rapidlers zu Recht die rote Karte zückte. Und das nach sieben Minuten!
Auch wenn sich die Grünen am Gründonnerstag in die Verlängerung retteten, so kam es mit dem Gulliksen-Doppelpack zum 1:4 zum tragisch-traurigen Ende kurz bevor der Karfreitag anbrach. Und ganz ohne jede Blasphemie war auch die Stimmung in der Allianz-Arena danach. Österreichs Rekordmeister hatte eine Jahrhundertchance vergeben, um international wieder ins Blickfeld zu rücken. Zumindest der Papierform nach, wobei ein Sprichwort bekanntlich sagt, dass Papier geduldig ist.
Rapid hat sich in Unterzahl aufgebäumt, was aller Ehren wert war. Weniger ehrenwert, dass nach dem ersten am Ende auch noch einen zweiten Ausschluss gab und dazu noch Bierbecher, die auf Doppelpack-Gulliksen geworfen wurden, was nicht nur teuer zu stehen kommen dürfte, sondern wiederum demonstrierte, dass Rapid trotz Hoffmanns Erzählungen nicht in der Lage ist, seine echten Fans von den Hooligans zu trennen. Was wiederum beweist, dass der Fisch wie immer auch beim Kopf zu stinken beginnt …
Soweit zum Unsportlichen, das den sportlichen Untergang ausgelöst und mit verschuldet hat. Darüber hinaus sei gesagt, dass manch Klub auch zu zehnt dank taktischer Strategie mittlerweile aus Unterzahl allen Ernstes sogar noch Kapital schlagen kann. Deshalb, weil es sich immer mehr eingebürgert hat, dass es sich auswärts dank optimierter Trainingsmethoden, verbesserter Kondition, schnellerer Kicker, erhöhtem Tempo und dem sogenannten Spiel gegen den Ball samt Umschalten in blitzschnelle Konter leichter und erfolgreicher spielen lässt als daheim. Mitunter ist der einst gepriesene Heimvorteil schon zu einem Nachteil geworden, weil eine zu euphorische Offensive bei Fehlern in der Vorwärtsbewegung gnadenlos bestraft wird.
Man muss ja nur die Resultate von der Champions League abwärts durchblättern, dann zeigt sich, dass – es sei denn, zwei Vereine trennt ein Klassenunterschied – es immer mehr Auswärtssieger gibt wie Arsenal bei Real Madrid, wie Inter bei Bayern, wie Tottenham bei Frankfurt, wue Legia Warschau bei Chelsea, Celje bei Fiorentina, aber trotz römischem Hexenkessel auch Bodo Glimt beim Elferschießen-Glücksspiel gegen Lazio. Das ist kein Zufall mehr, sondern nimmt Gesetzesform an.
Die Parameter haben sich mit der Entwicklung im Fußball halt gendert. Und wenn man daheim buchstäblich wie im übertragenen Sinne rot sieht, dann kann man umso leichter zum Opfer dieses Trends werden wie die Grünen am Gründonnerstag, der die jetzt nicht mehr ganz so frohen Ostern mit dem „foulen“ Ei verpatzte…

