Für alle, die Extreme lieben oder hassen, ist´s ein Fressen. Für alle, die sich an Wunderkindern begeilen und begeistern ebenso wie für alle, die ein vernichtendes Urteil über jede Form von Sport fällen, in dem frühreife oder gar unreife Kinder zu Topleistungen gepusht und ihrer Kindheit beraubt werden. Diesmal ist aber nicht, wie so gerne und oft am Boulevard mit Hilfe enttäuschter Verliererinnen thematisiert, traumatsiert und dramatisiert, von geschundenen, also aus manch unsportlicher Perspektivea misshandelten Turner- oder Tänzerinnen die Rede, sondern von einer blutjungen WM-Schwimmerin.
Yu Zidi, wenn es so richtig geschrieben is, heißt diese Chinesin, die ganze 12 Jahre ist, mit einer Ausnahmegenehmigurg starten durfte, als Solistin zweimal die Blechtrommel als unbedankte und undankbare Vierte rührte, ehe sie mit vereinten Staffelkräften im China-Quartett über 4x2o0m Kraul ein historisches Bronze holte. Damit ist Fräulein Yu oder Zidi die jüngste Medaillengewinnerin der WM-Geschichte, die übrigens im Gegensatz zu Olympia (seit 1896) erst 1973 in Belgrad begonnen hatte.
Der Teenager aus Baoding, Provinz Hebei, ist also in die Annalen des Schwimmsports eingegangen, owohl Yu Zidi nach den Altersregeln des Weltverbandes gar nicht hätte starten dürfen es ist also genau genomen ein verbotener Rekord. Inzwischen aber, so beschleicht uunsereins das Gefühl, haben sich mit den Zeiten auch die Sitten insofern geändert, dass je nach Land, Größe und politischer Bedeutung auch sportliche Paaragraphen – sagen wir einmal so – nach Wunsch und Willen eines potenten Antragstellers adaptiert, um nicht zu sagen: gebogen werden.
Wenn ich daran denke, wie einst über eine nordkoreanische Turnerin hergezogen wurde, deren Alter Kim-amtlich offensichtlich den Regeln angepasst worden war, dann kann ich nur noch schmunzeln, mit welcher Superlativ-Besessenheit man inzwischen gebrochene (Alters- oder andere) Regeln bewundert wie bejubelt. Ob im Schwimmen, ob anderswo, etwa im Tennis, wo manche gleicher als gleich begandelt werden. Schwamm drüber.
Aber wen wundert´s eigentich, wenn immer öfter branchenfremde Quereinsteiger mit echten, prall gefüllte oder nur scheinbar vollen Brieftaschen die Machtpositionen in großen Wertverbänden übernommen haben – wie zum Beispiel im Schwimm- und Wasserballsport ein gewisser Husain-Al Mussalam, der aus dem besonders schwimmfreudigen Scheichtum Kuwait stammt und seit Monaten unter Korruptionsverdacht steht, weil er … Sache von Behörden, falls ebensolche den Mumm haben, einmal durchzugreifen.
Blöd nur, dass die neue IOC-Chefin Kirsty Coventry nicht zuletzt durch die Stimmen der vom Schwimm-Weltpräsidenten geeinten arabischen Sportwelt zur Nachfolgerin ihres Protektors Thomas Bach, der auch kein Kind von Traurigkeit gewesen sein soll, gewählt wurde. Gerade als weißes, aber doch erstes Schwimm-Golden-Girl vom Schwarzen Kontinent sollte, nein: müsste die erste Frau als IOC- Boss darauf achten, dass (Alters) Regeln Regeln bleiben und nicht Ausnahmen welcher Art und Begründung immer zur neuen Regel werden, um womöglich auch mediale Sensationsgier und Rekordlust zu befriedigen. Sonst lädt der Präzedenzfall Yu Zidi geradezu dazu ein, sich alles irgendwie hintenherum selbst zu richten und regeln…

