Allgemein

Von Fußball-Vergangenheit, die verklärt, und Transfer-Gegenwart, die verzerrt

Ja, was waren das noch für schöne Zeiten, als die Violetten und die Grünen, auch die Blaugelben und die Schwarweißen, also Austria, Rapid, die Vienna und der Sportklub, nicht zu vergessen die aus Floridsdorf vor 60 Jahren ausgewanderte Admira (samt Wacker), im edlen Halbprofessionalismus in mehr oder weniger großen Erfolgen badeten. Vor allem aber in einer von Mäzenen unterschiedlichsten Backgrounds finanzierten Unabhängig- und Selbständigkeit mitunter auf großem Fuß lebten. Meist im vollen Praterstadion, das damals 80.000 Fans fasste, auf der Hohen Warte oder anderswo auch im Ausland mit tollen Siegen, die kurz aufgezählt seien.

Wie das 6:1 von Rapid als die besseren Kanoniere in Brüssel gegen Arsenals „Gunners“, ein 9:2 der Austria gegen Kaiserslautern (mit den späteren Weltmeistern Liebrich, Kohlmeyer, Eckel, Fritz und Ottmar Walter), das 3:1 (mit  Heimkehrer Happel-Hattrick) der Grünweißen gegen Real Madrid, das sensationelle 7:0 des Sportclubs im November 58 gegen Juventus Turin mit den Superstars Boniperti, John Charles (Wales) und dem Argentinier Omar Sivori,  damals teuerster Kicker der Welt – gefolgt vom 3:0 der Dornbacher in Freundschaft gegen Santos mit Edson Arantes di Nascimento, kurz Pele, einem der Größten aller Zeiten, der damals bei der WM 58 als neuer Stern vom Fußballhimmel gefallen war. Und sich im Wiener Prater, da er ganz im Schatten des grenzgenialen Erich Hof gestanden war, lieber zur Pause austauschen statt weiter zum Wurstel hatte machen lassen wollen.

Gewiss, gewiss, Vergangenheit hat es an und in sich, zu verklären. Und natürlich wär´s  falsch, im Gestern zu denken, weil die Zeit frei nach Wilhelm Busch bekanntlich im Sauseschritt immer schneller immer weiter immer mehr in neue, ganz andere Dimensionen mit einer neuen Realität marschiert, die ehedem nicht einmal in utopischer Vorstellung auch nur annähernd denkbar gewesen war. Gepolitik und Fußballgeschäft sind mittlerweile zu Wahlverwandten geworden, die im Großen wie im Kleinen in Umkehrung eines alten Prinzips regieren: Nichts teilen, aber herrschen!

Während anderswo die Öl-(Kron)-Prinzen und andere Milliardäre sich entweder in Klubs oder Sportarten einkaufen, erlebt bei uns der Politproporz der Nachkriegszeit alle Jahre wieder seine Auferstehung mit Sponsoren, die nichts anderes sind als verlängerte Partei-Arme, es sei denn, es handelt sich ums ungeliebte Energy-Imperium in Dosenform in Salzburg-Ferne. Bleiben wir bei Wien, wo deren Energie bis zu einem gewissen (Millionen) Grad nach Hütteldorf in Grünweiß gepumpt wird, während sich am Verteilerkreis in Favoriten sich nicht nur ein V(erbund) zum anderen V(iolett) gesellt, sondern die Wien Holding als Platz- und Statthalter die schützende Hand über die Austria hält, sarkastisch gesagt: lizenzierte Sicherheit. Große Sprünge sind da nicht möglich, sondern nur kleine Brötchen in einer Lage, die trotz oft voller Arenen lautet: Zum Leben (auf großem Fuß) zu wenig, zum Sterben (wie andere Klubs) aber wieder zu viel.

Andersrum: Kaum wurde ein so gut wie unbekanntes, inzwischen meist afrikanisches Talent welch Passes immer günstig gekauft, laum war´s irgendeinem (Manager) aufgefallen und kurzerhand anderwärts angeboten, schon sagt es wie jetzt Sangara adieu zu Rapid, das zwar ein Mehrfaches dessen kassiert, was er gekostet hat, was aber international immer noch einem Bettel gleicht – wie der Verkauf der violetten Leitfigur Fitz um angeblich nicht viel mehr als zwei Mille Euro, worüber aktuelle Groß- und auch Traditionsklubs in der Milliardenschiene nachsichtig gegenüber armen Schluckern aus ehemals reichen Ländern milde lächeln.Will gar nicht wissen, was sich die beim Billig-Abverkauf a la Sommer-Sale dabei denken …

Ja, merks heimische (Partei) Bonzen: Fußball ist keine Billigware mehr, sondern so teuer geworden, dass es nicht mehr genügt von Staats oder Stadts wegen im Gießkannensystem möglichst jedem (Freund) was zukommen zu lassen nach dem Motto: Friss Vogel oder stirb! Wenn Geldgebern in einer Millionenstadt wie Wien etwas daran liegt, dass zumindest zwei Traditionsklubs in Europas Spitzenfußball mithalten/mischen, dann dürfen sie weder Neid-Genossen fürchten noch Angst vor der eigenen Courage haben, in eben diese Vereine so zu investieren, dass sich das auch sportlich auszahlt und nicht nur Kleingeld in der Kassa klingelt. Dazu aber bedarf´s international bestens vernetzter, darum auch bekannter Topleute bei den Vereinen und keiner kleinkarierten politisch abhängigen Befehlsempfänger, die es für einen Volltreffer halten, wenn bei allem Respekt solch internationale Micky Mäuse wie Fitz und Sangare – omöglich dank Intervention – auf Titelseiten erscheinen. Darüber lachen die Hühner, die wirklich Reichen sich ins Fäustchen und unserf Kick geht den Bach runter.

Zum Kommentieren hier klicken

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Meist gelesen

To Top

Diese Webseite verwendet Cookies, um Ihnen ein angenehmeres Surfen zu ermöglichen