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Schwimm-Bürokraten voller Irrungen und Wirrungen

Verzeihen Sie, geneigte Blog-Leser, dass ich wieder einmal den österreichischen Schwimmverband aufs Korn nehme. Aus gutem Grund, weil er es verdient hat. Wie die einen oder anderen ja wissen, fanden vor einer guten Woche in Graz die Hallenmeisterschaften statt – auf Kurzbahn, obschon die Auster Eggenberg über einen 50er-Pool verfügt, in dem man ganz sicher Olympialimits hätte jagen können, hätte man beim Weltverband um ein Qualifikations-Meeting angesucht statt in einer noch dazu von Corona-Absagen geprägten Saison die 25m-Bahn zu wählen. Statuten sind auch dazu da, dass sie in Not-Zeiten adaptiert werden.

Das jedenfalls wäre billiger gekommen als Flüge bzw. Zwischenstationen (am Heimweg vom Spanien-Trainingslager) zum Camille-Muffat-Memorial nach Marseille, wo einige heimische SchwimmerInnen gegen mehr oder weniger starke internationale Konkurrenz mitmischten, ohne ganz vorne zu sein, geschweige denn – und darauf kommt´s wohl im Countdown zu Tokio an – auch nur annähernd an Olympialimits, eigene Bestzeiten oder gar Rekorde heranzukommen.  Wenn der OSV aber auf seiner Homepage eher großspurig verkündet, seine SchwimmerInnen hätten mit sechs Podestplätzen aufgetrumpft, dann gleicht das Eigenlob um Eigenlob willen: Schaut´s her, so gut sind wir!

Die Wahrheit schaut anders aus. Zwei oder drei boten angesichts der Trainingssituation halbwegs Ansprechendes, aber keine(r) hat seine/ihre Bestzeit erreicht, sondern zum Teil bei weitem verfehlt, mitunter um zwei, drei und noch viel mehr Sekunden! Wenn Marseille mit allen Tests, die heutzutage vonnöten sind, nur als Standortbestimmung gedient hat, in welchem Trainingszustand sich die Olympia-Qualifizierten und/oder Tokio-Kandidaten befinden, dann stellt sich die Frage: Warum mit allem Pandemie-Drum und Dran in die Ferne schweifen, wenn das Gute wäre so nah (gewesen)? Ja, warum wird so Mir-nichts-dir-nichts staatliches Fördergeld beim Fenster hinausgeworfen, obschon der Schwimmverband erst recht seit den Turbulenzen um frühere Malversationen alles andere denn im Geld schwimmt? Wer segnet so etwas ab? Oder noch schlimmer: Wer hat womöglich sogar gedacht, dass es Vorteile bringt, noch dazu mitten aus einem noch immer harten Training?

Da lobe ich mir den Besten, den wir haben, nämlich Felix Auböck, derzeit im britischen Exil in Loughbrough nördlich von London – und zuletzt bei einem Testmeeting im nahen Manchester schon gut drauf. Der immer noch Weltranglistendritte über 400m Kraul fliegt nicht “For Nothing“ im Kreis, sondern hat sich – sofern es dabeibleiben sollte – das Oster-Meeting in Stockholm (bei dem auch viele Österreicher starten) als Test-Event vor der Euro 2021 ausgesucht, um zu wissen, wie weit er ist im Countdown nicht nur zur Budapest-EM, sondern auch und vor allem zu Olympia in Tokio. Einer wie Auböck hat´s nicht nötig, sich mit (noch dazu) falschen Federn zu schmücken, wie das von vielen Verbänden, nicht nur dem OSV, gerne getan wird in der Hoffnung, dass sich die Mehrheit der Medienmenschen (leider) ohnehin nicht auskennt – und man ihnen darum auch leicht Birnen für Äpfel verkaufen kann.

Diesem von Apparatschik-Arroganz geprägten Trend muss ein Riegel vorgeschoben werden. Und wenn mich die OSV-Bürokraten noch so verteufeln – es ist höchste Zeit, dass einmal Schluss ist damit, dass einige der mehr oder weniger hohen Funktionäre glauben, ihnen gehöre der Verband. Und sie tun und lassen können, was sie wollen. In der Regel zu ihrem Ego/Vorteil, aber oft zum Schaden der SportlerInnen, die letztlich in welcher Form immer draufzahlen. Und womöglich sogar noch Dankeschön dafür sagen müssen, damit sie ungeschoren davonkommen. Unsereins hat nämlich Wind davon bekommen, dass der einen/dem anderen unverhohlen gedroht wurde, kritische Worte zum Verband könnten in die falsche Kehle rutschen. Und sich für den/die Sportler(in) negativ auswirken. Wer lang genug dabei ist in der Schwimm-Szene, der weiß, wer diese Pappenheimer sind – samt Irrungen und Wirrungen…

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