Motorsport

Formel 1 – Karussell der Ungereimtheiten

Hand aufs Herz: MotoGP und Formel 1, kein Vergleich! Der Dramatik, die in der Königsklasse auf zwei Rädern geliefert wird, kann das Milliarden-Karussell auf deren vier nicht das Wasser reichen. Ganz zu schweigen davon, dass durch die vielen Reifenwechsel und Boxenstopps alles immer unübersichtlicher wird – abgesehen von der Dominanz eines Teams, dem höchstens ein, zwei andere halbwegs folgen können. Auch wenn ausnahmsweise diesmal kein siegreicher Mercedes-Stern leuchtete, ausnahmsweise der sonstige Himmelstürmer Hamilton in die Knie ging, sondern just zum Grand-Prix-70er in Silverstone die RedBull-Alternative mit dem jungen holländischen Draufgänger Jos Verstappen den Jackpot knackte.

Nur ein kurzes Intermezzo oder gar der Startschuss, dass sich der Holländer nach Fehlstart doch noch anschickt, jüngster Weltmeister aller Zeiten zu werden? Wenn das gelänge, was trotz Sieges-Comeback eher nach Utopie klingt, dann würde ein V das andere ablösen, also Verstappen einen gewissen Vettel einerseits als jüngsten Champion verdrängen, andererseits aber gerade damit auch wieder ins Rampenlicht befördern. Ja, jenen vierfachen Weltmeister Sebastian Vettel, der sich seit geraumer Zeit quasi auf der eigenen Achse in und bei seinem Noch-Arbeitergeber Ferrari geradezu schwindelerregend im Kreis dreht, ganz so, als wäre aus einem Lenkradkünstler ein dilettantischer Angsthase geworden, der zu oft auf die Bremse steigt und dann wieder viel zu viel Gas gibt, sodass er dabei rausfliegt.

Glaubt irgendwer allen Ernstes, dass aus einem erst 33-Jährigen, jahrelang bewunderten Wunderkind und späteren Mehrfachchampion im Formel-1-Tempo ein verlachter Stümper werden kann, wenn man dazu nicht aus welchen Hintergründen immer an gewissen (High-Tech-)Schrauben dreht, was sich ja heutzutage – gelobt sei der Fortschritt – mittels Telemetrie, Reifenwahl oder Stopp-Strategie aus der Box regeln lässt? Kaum hat der Heppenheimer einmal etwas Höhenluft geatmet, schon ging´s wieder ab in den Keller für den einstigen (deutschen) Darling, den die Ferrari-Springrösser wie einen Buhmann abwerfen und abwerten. Ein persönliches Drama für Vettel, aber auch für mich und meine Erfahrung von mehr als 100 Live-GP´s in und aus aller Welt ein peinliches Schauspiel, das der traditions-, aber auch an Kabalen und Intrigen reichste aller Rennställe da vor aller TV-Augen mit dem unausgesprochenen Unterton: Toller Leclerc, laxer Vettel präsentiert.

Es wird allerhöchste Zeit, dass in und auch nach Corona-Zeiten die neuen US-Besitzer die Formel 1 so umkrempeln, dass es mit einem weit geringeren Investment eine viel größere Chancengleichheit auch für die kleineren Teams gibt, in einem Aufwaschen auch die motorischen wie sonstigen Regeln vereinfacht werden, und die Formel 1 wieder zu Ursprüngen zurückfindet, die sie populär gemacht hat. Wahre Größen sind Piloten, die unter gleichen Voraussetzungen zeigen, dass sie die Besten sind. Und nicht immer oder ausschließlich die, die dank High-Tech-Genies in einem überlegenen Auto ihre Überlegenheit demonstrieren. Schlag nach beim MotoGP mit dem Debütanten-Sieg von Brad Binder und KTM aus Mattighofen!

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