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Heimische Hoffnungen, nationale Rekorde und (Welt-)Spiegel der Realität

Heimischer (Rand)-Sport, heimische Sportverbände und heimische Medien, das ist nicht immer, aber oft eine Art Gesellschaftsspiel. Da kommt´s auch darauf an, wer warum auch immer wem mehr oder weniger gewogen ist, wer von wem wieso auch immer etwas erwartet, und wer wem was wie immer zu seinem Vorteil einerseits verkaufen will, es andererseits auch erreichen kann, wenn/weil spezifische (Vor-)Kenntnisse fehlen. Wenn dann auch noch alles PR-tauglich und schlagzeilenträchtig mit dem richtigen Mascherl versehen wird, lässt sich leicht der erhoffte Wow-Effekt kreieren. So war´s zum Beispiel beim Saisoneinstieg der ehemaligen Junioren-Vizeweltmeisterin im Siebenkampf, Sarah Lagger, die sich in Südtirol mit einem fünften Platz einstellte.

Nicht schlecht, aber auch nicht so toll, um es groß zu plakatieren, schließlich hinkt die mittlerweile in die Südstadt gewechselte, 21-jährige Kärntnerin ihrer vor knapp drei Jahren aufgestellten Bestleistung noch immer nach statt dem Top-Duo Ivona Dadic-Verena Preiner schon im Nacken zu sitzen. Dass der nette, blonde, vom einstigen Zehnkampfstar Georg Werthner ausgebildete Jung-Twen die Wurf-Fortschritte mit Lauf- und Sprungdefiziten (Weit nur 5,90 statt früher um 6,30, Hürden über 14 statt klar drunter) bezahlen musste, gibt allerdings zu denken. Oder ist´s aktuell nur eine Folge, weil der durchs harte Training angesetzte Rost zum Start vorderhand zu groß ist? Noch spricht die Jugend für sie. Und die Zeit, die für sie arbeitet.

Wechseln wir von der Leichtathletik zum Schwimmsport, wo beim Ströck-Meeting in Graz übrigens just die alten wie neuen Graz-Aushängeschilder (Caro Pilhatsch, Christopher Rothbauer) fehlten, weil sie lieber in Helsinki (mit nur teils ansprechenden Zeiten) aufs Podest schwammen. In der Eggenberger Auster fehlten auch andere Olympia-Qualifizierte wie Auböck, Grabowski, Kahler und Tokio-Kandidaten wie Bayer, Gschwentner, Hufnagl als Salz im Eintopf, den nur zwei neue Rekorde kräftig würzten. Mit seinem über 100m Brust (59,93) traf der Wahl-Linzer aus Tirol, Bernhard Reitshammer, zwei Fliegen auf einen Schlag: Traumgrenze gebrochen, Weltverband-Olympialimit auf die Hundertstel erbracht. Selbst in einer bereinigten Weltrangliste aber bedeutet das vor den US-Trials nur Platz 25, was die Frage aufwirft, warum der unglaublich vielseitige Student aus Innsbruck alternativ nicht eine Disziplin wählt, in der er das Zeug hätte, bei Spezialisierung in den Sog von Rogans Topzeiten und damit in die Top 10 bis 12 zu schwimmen? Womöglich in die Nähe von EM- oder gar Olympia-Endläufen, was auf olympischen Sprintdistanzen angesichts dichter Weltklasse so gut wie ausgeschlossen ist.

Von solchen Zielen kann der zweite Rekord-Schwimmer, Heiko Gigler aus Spittal an der Drau, als Student in Graz dort auch schwimmerisch daheim, als Kraulsprinter höchstens träumen. Seine neue Bestzeit von 49,34 Sekunden über 100m (und die zwei Jahre alte über 50m in 22,30) sind zwar aus heimischer Sicht fast schon Quantensprünge, aber auch deshalb, weil die österreichischen Kraulsprinter aus welchen Gründen immer in diesen Disziplinen sozusagen Lichtjahre hinter der Europa- und Weltspitze daher strampelten. Gigler ist sich als Realist bei allem Ehrgeiz dessen bewusst, dass es für ihn schon ein Traum wäre, könnte er ein Olympialimit knacken. Da aber müsste ein nächster Quantensprung her, weil ein paar Zerquetschte, sprich: Hundertstel, nicht reichen. Um bei der EM in Budapest (Mitte Mai) zumindest im Vorlauf den Mann zu stehen, hingegen eher doch.

Es kommt halt immer auf die Perspektive an, aus der man die Dinge so betrachten kann, um sie so zu verkaufen, wie man es will. Abgerechnet allerdings wird immer erst in den Ernstfällen, die EM oder WM heißen. Oder, am wichtigsten, Olympia. Dort wird jedem Sportler, jedem Verband und auch allen Medien der Spiegel der Realität vorgehalten. Alles andere schrumpft dabei zu einem mehr oder weniger gut eingefädelten Vorgeplänkel, das nicht immer, aber oft genug als Vorspiegelung falscher Tatsachen inszeniert wird..

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