Was der einst alles andere denn fußballverliebte Didi Mateschitz, zum Investment erst von Leuten wie Kaiser Franz Beckenbauer ermuntert, dann aus den roten Bullen in Salzburg und danach in Leipzig gemacht hat, ist aller Ehren wert. Chapeau! Heimische Titel und Pokale seit eineinhalb Jahrzehnten fast am laufenden Band in der Mozartstadt, Durchmarsch von der fünften Leistungsstufe bis zum ersten Bayern-Verfolger und in die Champions League, das kann sich mehr als sehen lassen. Punktum! Oder doch nicht…?
Den Versuchsballon hat der Oberbulle bei uns in Österreich und in seiner zweiten Salzburger Wahlheimat steigen lassen, das steht ja außer Zweifel. Seit dem Engagement im sächsischen Ballungszentrum allerdings haben sich die Parameter geändert. Inzwischen ist die heimische Beletage zum Durchhaus geworden, das sozusagen vielen Herren dienen muss – Magnet für Talente aus aller Welt, Ausbildungszentrum für künftige Stars, die Salzburg als Zwischenstation und Sprungbrett zum großen Bruder RB Leipzig oder (von dort oder gleich) zu Topadressen des Klubfußballs benützen, man denke nur an Mane, an Keita, Minamino und andere, die in drei Schritten nach immer besser dotierten Verträgen beim englischen Fußballmeister Liverpool gelandet sind. Ein Kreislauf, mit dem der Salzburger Dosenklub mittlerweile finanziell auf Rosen gebettet, also autonom geworden ist.
Woran viele am Anfang des Bullen-Experiments gezweifelt hatten, das ist inzwischen rentable Realität. RedBull schlägt enormes Kapital nicht nur aus Transfers von Spielern, die um ein Butterbrot aus Bullen-Akademien geholt wurden, die Kassa klingelt jetzt auch, wie das 25-Mille-oder-mehr-Beispiel Nagelsmann zeigt, beim „Verkauf“ von Trainern. Die aber wieder, das bestätigt der interne Wechsel von Jesse Marsh von Salzburg nach Leipzig und der des Ex-Hoffenheimers Jaissle von Zweitliga-Lieferanten Liefering zur großen RBS-Truppe, innerhalb der Schwesternklubs ohne großen Aufwand ausgetauscht oder nachbesetzt werden. Ein perfekt ausgeklügeltes System, das (nur) aus patriotischer Perspektive einen Pferdefuß hat. Der Trendsetter aus der Mozartstadt spielt in diesem Karussell der Spieler und der Trainer als Haus- und-Hof-Zulieferer nur die zweite Geige. Das tut der österreichischen Seele weh, lässt sich aber bei der Gölobalisierung nicht aufhalten. Darüber können auch Erfolge im Doppelpack nichts ändern.