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Djokers siegreiche Verbissenheit – des Fluches sportlicher Segen

Ja, wer hätte das gedacht, als es nach kurzer Zeit im ersten Satz des fast schon ewigen epischen Duells zwischen Nadal und Djokovic schon 5:0 für den Spanier stand. Neuauflage des Vorjahrsendspiels, in dem Nadal über den Serben hinweggefegt war? Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt. Das hat schon Wilhelm Busch gesagt, der natürlich nicht ahnen konnte, dass Novak Djokovic es schaffen würde oder gar könnte, Rafael Nadal mit dessen eigenen Waffen zu schlagen. Und was anfangs niemand für denkbar oder gar möglich gehalten worden war, war dann nach vier Sätzen und 4 Stunden 11 Minuten tatsächlich perfekte Realität. Nach fünf Jahren endete die Regentschaft des Roland-Garros- und Sandplatzkönigs Nadal, eines der größten Kämpfer vor dem Herrn, entzaubert und entthront in einem denkwürdigen, hin- und her wogenden Schlagabtausch in balltechnischer, vor allem aber auch mentaler Hinsicht.

Jawohl, so ist´s passiert, weil sich Novak Djokovic mit jener fast unantastbaren Verbissenheit in dieses Semifinalmatch hineintigerte, die nicht nur aus seinen Augen leuchtet, sondern seine ganze Erscheinung prägt, wenn´s unter den Augen des fast teilnahmslosen Coaches Marian Vajda hart auf hart geht. Es war diese geradezu triebhafte Unnachgiebigkeit, mit der sich Djokovic gegen eine neue Demütigung wie im Herbst des Vorjahres stemmte, und dank der er Nadal das Gesetz des Handelns von Minute zu Minute mehr entwinden konnte. Es schien, als wäre es der Serbe sich selbst und seiner Position als längst-amtierende Rekord-Nummer 1 der Welt schuldig gewesen, dieser Rolle auch auf Nadal-Terrain gerecht zu werden. Ja, er verbiss sich in diese Aufgabe wie ein (Tennis-)Terrier, der nicht losließ, auch wenn er einige Prügel einstecken musste. Auch und vor allem das gehört zu den großen Stärken des Serben, sonst wäre ja aus einem passionierten, aber letztlich verhinderten Skirennläufer nicht einer der besten Tennisspieler aller Zeiten geschlüpft.

Und das, obwohl dieser Novak Djokovic fast immer und überall abseits von Belgrad höchstens von serbischen Fan-Gruppen angefeuert wird, ansonsten aber – sofern Zuschauer zugelassen waren oder wieder sind – auf eine Wand von kalter Ablehnung bis hin zur Animosität stößt, die in ihm einen Buhmann sieht. Ganz sicher auch dieser Verbissenheit wegen, die sich allerdings nur auf sein Tennis beschränkt, dem er alles unterordnet. Auch seinen ehedem oft gezeigten Sinn für Humor, dem er sozusagen als „Djoker“ gerne freien Lauf gelassen hatte, wenn er von McEnroe bis Becker, von Federer bis Nadal und Andy Roddick seine Gegner imitierte. Nicht immer zum Gaudium des Publikums wie beim US-Open, als er einmal Andy Roddick kopierte – und darob einen Sturm der Entrüstung patriotisch beleidigter bis empörter US-Amerikaner auslöste. Seither beschränkt sich Djokovic darauf, Gegner nicht mehr spaßeshalber zu verspotten, sondern sich in sie zu verbeißen. Und mit diesem Mittel zum Zweck zu schlagen wie einen hochmotivierten, hochkonzentrierten 13maligen French-Open-Sieger Nadal, der nur einen Satz lang unschlagbar zu sein schien auf Roland-Garros-Sand. Aber wie gesagt – erstens kommt es anders, zweitens als man denkt. 

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